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Wie bittet man, damit die Bitte in Erfüllung geht?

Frage: Was ist ein Gebet?

Meine Antwort: Als Gebet wird die Arbeit im Herzen bezeichnet. Doch warum ist es Arbeit? Weiß ich etwa nicht, was ich will? Nein. Ich weiß weder, was ich will, noch was ich wollen muss. Darin besteht unsere ganze Arbeit – uns richtig zu entwickeln.

Doch wenn es ein Verlangen ist, was kann ich tun? Ein Neugeborenes schreit, ohne den Grund zu kennen, es fühlt sich einfach nicht wohl. Doch der Mensch, der durch die Enthüllung verschiedener Reshimot (Informationsgene) gegangen ist, Geschmäcke (Taamim) des Empfangens und des Gebens gekostet hat, weiß bereits, was ihm gut tut und was nicht. Deshalb kann er auf ein konkretes Verlangen hinweisen. Es ist nicht einfach ein formloses Verlangen, ein Bedürfnis in seiner reinen Form, sondern ein Verlangen, in dem es bereits alle möglichen Formen und innere Unterschiede gibt.

Was wird also von uns verlangt? Nicht einfach wie ein Neugeborenes zu schreien, sondern genau zu klären, was wir wollen. Nehmen wir an, ich möchte einen Freund, der mir unangenehm ist, liebgewinnen. Dann muss ist ein Bedürfnis danach haben. Es steht geschrieben: „Mache dein Verlangen genauso wie seins“. Wie soll ich es aber tun, wenn ich keine Lust dazu habe?

Vollziehe Handlungen – daraus wirst du sehen, wie wenig du es willst. Doch indem du Handlungen vollziehst, investierst du Kraft, und diese Kraft löst in dir Bedauern aus, dass du das, was du eigentlich wollen müsstest, nicht willst.

Sagen wir mal, ich möchte ein Haus kaufen, doch dafür muss ich Anstrengungen unternehmen und schwer arbeiten. Ich habe dafür weder Kraft noch Lust, ich habe nur den Wunsch, ein Haus zu kaufen. Das ist nicht richtig. Der Mensch muss sein Verlangen auf eine Art und Weise bearbeiten, dass es mit dem Ziel verbunden ist.

Was bedeutet also Gebet? Gebet bedeutet nicht die Bitte an sich, die ich gerade ausspreche. Gebet ist eine Abfolge meiner Handlungen, in denen ich die Bitte formuliere, mit der ich dann lebe. Und jedes Mal bearbeite und korrigiere ich mein Verlangen, damit mein Gebet eine immer korrektere Form annimmt, immer schärfer und präziser wird.

Als Gebet wird Malchut, das Verlangen, bezeichnet, und darum muss ich mich ständig kümmern. Ich muss mir um nichts anderes Gedanken machen, außer um das richtige Verlangen. Darum steht geschrieben: „Gebe Gott, dass wir den ganzen Tag beten“. Es ist kein Gebet, bei dem der Mensch sich auf den Boden wirft oder aus dem Gebetsbuch vorliest. Nein. Gebet bedeutet, dass ich in meinem Inneren Klärungen durchführe, wie geschrieben steht: „Ich bin das Gebet“. Das heißt, der Mensch sagt: „ Das ist mein Gebet, mein Verlangen!“ und nichts, was irgendwo geschrieben, gelernt oder gehört wurde.

Sich von jeglichen Außeneinflüssen zu befreien und in seinem Inneren sein wahres Verlangen, sein wahres Ich zu klären – genau das bedeutet „Ich bin das Gebet“. Genau das ist Malchut. Auf ein solches Gebet erhält der Mensch eine Antwort von Oben, weil das ein geklärtes Verlangen ist.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 19.11.2012