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Was ist das Ziel von akademischen Ausbildungen?

Seit der Zeit, als Wissen noch isolierten Mönchen, die ihr Leben der Erforschung geheimer antiker Texte in Klöstern widmeten vorbehalten war, ist die Wissenschaft heute zu einem Werkzeug in den Händen der Reichen und Mächtigen geworden, um alle anderen zu beherrschen, auszubeuten, zu manipulieren und einzuschüchtern. Universitäten waren einst ein Ort, an dem man als Mensch wachsen konnte, um seinen Horizont zu erweitern, etwas über die Welt zu lernen, in der wir leben und sich mit den Ideen, die die Gesellschaft beschäftigen auseinanderzusetzen und dadurch eigenen Ansichten bilden zu können. Aber seit die Universitäten von privater Finanzierung abhängig geworden sind, ist ihr intellektuelle Image nichts anderes als eine Fassade. Tritt jemand heute in eine Universität ein, kann davon ausgegangen werden, dass seine Weltanschauung und politische Zugehörigkeit zu einem großen Teil vorbestimmt ist. 

Die Geistes- und Sozialwissenschaften, in denen einst Gelehrte über die Verdienste und Schwächen der menschlichen Natur und der Menschheit diskutierten, werden heute als Werkzeuge genutzt, um jungen und noch formbaren Geistern Dogmen einzupflanzen. Sie sollten von den “exakten Wissenschaften” abgekoppelt und als das anerkannt werden, was sie sind: persönliche Interpretationen der Wirklichkeit auf Grundlage des persönlichen Hintergrunds und persönlichen Wissens. Man kann etwas nicht als „harte Wissenschaft“ bezeichnen, wenn es nicht auf Messungen und Ergebnissen beruht. Würde mit Zahlen wie mit Worten gespielt, wären die Zahlen bedeutungslos, ebenso wie die Wissenschaft, die sie repräsentieren. Geistes- und Sozialwissenschaften sollten deshalb überhaupt nicht als Wissenschaften betrachtet werden, da sie keine sind. Betrachten wir z.B. das Gebiet Geschichte, ein Gebiet, das eigentlich “nur” das Studium der Vergangenheit sein sollte, beinhaltet so viele Interpretationen, sodass man sich nicht über Fakten einig werden kann. Fragen Sie tausend Historiker, und Sie werden tausend oft völlig widersprüchliche Ansichten über dasselbe Ereignis, auf der Grundlage derselben Beweise hören. 

Ein akademischer Abschluss genießt nach wie vor Respekt. Wenn sich die Dinge jedoch weiterhin so entwickeln, wie sie sich seit mehreren Jahrzehnten entwickelt haben, werden die Universitäten in den Augen der Öffentlichkeit ihr Ansehen verlieren. Je nachdem, an welcher Institution jemand graduiert hat, wird klar sein, welche politische Sichtweise er vertritt, und das wird entscheiden, ob dieser Person Gehör geschenkt wird oder nicht. Deshalb sind heute Universitäten für soziale Spaltung, welche die Gesellschaft in Schichten aufteilt, wie auch für Intoleranz und destruktive Ansichten im Namen der „akademischen Freiheit“ verantwortlich. 

Noch schlimmer aber ist, dass es den höheren Schulen nicht gelingt, den Studierenden das für den heutigen Arbeitsmarkt erforderliche Wissen zu vermitteln. Schon jetzt sind Menschen mit Berufsausbildungen für Arbeitgeber weitaus attraktiver als solche mit Universitäts- oder Hochschulabschluss, da deren Wissen und Berufserfahrung, weitaus gewinnbringender für Arbeitgeber sind. Daher werden oft Bewerber mit Abschlüssen einer Berufsausbildung, den Hochschulabgängern vorgezogen, welche zwar über ein breiteres Allgemeinwissen, aber wenig berufspraktisches Wissen verfügen und daher mehr Betreuung und Zeit benötigen, um produktiv arbeiten zu können. 

Natürlich gibt es auch Vorteile für akademisches Lernen. Die Fähigkeit, seine Gedanken in einer zusammenhängenden, klaren Weise zu formulieren und aus vielen Informationen das Wesentliche zu extrahieren, ist für jeden Menschen sehr wichtig. Wichtige Voraussetzungen um für die Gesellschaft zu wertvollen Arbeitskräfte zu werden, ist auch die Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen, um gemeinsam zu einem besseres Ergebnis zu kommen. 

Um heute ihrem hohen Ansehen gerecht zu werden, muss sich Hochschulbildung in erster Linie darauf konzentrieren, den Erwerb von sozialen Fähigkeiten, die Fähigkeit, Gefühle zu artikulieren und richtig zu kommunizieren und dabei trotz unterschiedlichen Meinungen Raum für unterschiedliche Perspektiven in einer lebendigen Gesellschaft zu schaffen. Kurz gesagt: Bei der Hochschulbildung sollte es darum gehen, das Niveau des Menschseins der Menschen zu erhöhen. Bildung muss politischer Voreingenommenheit gegenüber immun sein und sich auf kreatives und integratives Denken fokussieren, um weltoffene Individuen zu schaffen. Ändert die akademische Welt nicht bald ihren Kurs, wird es zu spät sein, sie zu retten.

Bild von McElspeth auf Pixabay