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Von Konflikt zu Konflikt voranschreiten

Letzte Woche führte ein Streit um Wasser zwischen Kirgisistan und Tadschikistan zu bewaffneten Zusammenstößen. Dabei wurden mehr als 30 Menschen getötet. Zahlreiche Menschen wurden verletzt und mehr als 10.000 Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen. 

Diese Zusammenstöße waren die schlimmsten seit vielen Jahren zwischen diesen beiden Ländern. Und obwohl das Feuer zunächst abgeklungen ist, ist die Situation immer noch sehr angespannt. Kirgisistan und Tadschikistan sind nur die jüngsten in einer Reihe von Zusammenstößen, die zunehmend häufiger auftreten und intensiver werden. Dies geschieht nicht nur zwischen Ländern, sondern auch zwischen Fraktionierungen innerhalb von Ländern, sowie bei häuslicher Gewalt. Die Welt wird eindeutig zu einem gewalttätigeren Ort.

Durch wachsende Intoleranz werden diese Konflikte zwangsläufig noch häufiger und sich auch auf Länder ausbreiten, in denen es bisher sehr ruhig und friedlich war, wie z.B.. Westeuropa, Kanada und viele andere Orte. Überall werden sich Brutstätten neuer Aggression herausbilden.

Der Grund für diese Eskalation ist natürlich das menschliche Ego. Je vernetzter unsere Welt wird, desto mehr heizen die ego-getriebenen Konflikte an einem Ort die Konflikte an anderen Orten an. So steigt das Gesamtniveau der Gewalt ständig. Schon jetzt hat die Gewalt alle Ebenen der Gesellschaft auf der ganzen Welt durchdrungen. Wenn wir die Entwicklung nicht umkehren, wird es zu dem Zustand kommen, den unsere Weisen beschrieben haben: „Die Feinde des Menschen sind die Bewohner seines eigenen Hauses“ (Mischna, Sotah, 9:15), und das Leben wird unerträglich sein.

Dennoch gibt es einen sinnvollen Grund für unsere Konflikte. Wenn wir ihn verstehen, werden wir in der Lage sein, die Entwicklung umzukehren, bevor wir in den Schrecken eines weiteren Weltkrieges versinken, den viele bereits für eine plausible Option halten. Der Zweck der durch die Egos getriebenen Konflikte ist es, uns dazu zu bringen, uns über diese zu erheben.  Das heißt, sie zurückzuweisen, ihnen aus dem Weg zu gehen und trotz unserer inhärenten Abneigung uns für die Einheit zu entscheiden.

Dies mag kontraintuitiv erscheinen: Warum müssen wir uns zuerst hassen, wenn die ganze Idee darin besteht, uns schließlich zu lieben? Der Grund dafür ist, dass wir, solange wir unseren Hass nicht erleben, wir einander nicht lieben können und deshalb nie zur Liebe kommen werden. Der Mensch erlebt alles nur durch Gegensätze. Ohne das Gegenteil von Liebe wären wir nicht in der Lage zu wissen, was sie ist, geschweige denn sie zu wollen. So wie wir die Bedeutung von Wörtern wie „Tag“, „Wärme“, „Sanftheit“ und „Leben“ nicht kennen würden, ohne ihre Gegensätze zu kennen, würden wir die Bedeutung von „Liebe“ nicht kennen, ohne ihr Gegenteil zu kennen.

Deshalb haben Konflikte nur dann einen Sinn, wenn sie das Gegenteil enthüllen. Wenn sie nur weitere Konflikte schüren, werden sie am Ende uns alle zerstören. Das ist der Punkt, an dem die Menschheit im Moment steht.

Wir haben keine Zeit zu verlieren; wir müssen beginnen, den bereits ausgebrochenen Hass als Hebel zu benutzen, um sein Gegenteil aufzubauen.

Wenn wir denken, dass dies unmöglich ist, dann nur, weil unsere Egos uns das suggerieren. Letztendlich ist es auch nicht möglich, unter ständiger Bedrohung durch Gewalt zu leben; wir sollten uns also besser auf den Weg machen.