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Verzweifeln, jedoch nicht verzichten

Während wir uns einem kabbalistischen Text, und besonders dem Buch Sohar widmen, müssen wir uns der Wichtigkeit der spirituellen Erkenntnis bewusst werden.

Denn letztendlich wollen wir genau das – kein Wissen, keine Scholastik, keine allgemeinen Materialkenntnisse, sondern allein die Erkenntnis, die davon zeugt, dass der Mensch den Schöpfer enthüllt hat. Genau das ist das Kriterium für unsere Bewertung.

Auf dem Weg zur Erkenntnis wirkt das Gesetz der Ähnlichkeit der Eigenschaften, das keine Kompromisse kennt.

Einerseits hängt der Mensch voll und ganz von der Einwirkung der Höheren Kraft ab. Nichts Anderes wird ihm helfen, er braucht nur die Hilfe von oben. Wer das versteht, baut eine korrekte Haltung auf.

Die Tora spricht davon, wenn sie das ägyptische Exil beschreibt: „Und die Söhne Israel stöhnten wegen der Arbeit und schrien, und ihre Klage wegen der Arbeit drang zum Schöpfer“. Mit anderen Worten: sie haben genau gewusst, dass sie durch ihre eigenen Kräfte nichts erreichen können.

Doch andererseits werden spirituelle Schritte immer auf dem Verbinden von Gegensätzen aufgebaut. Und deshalb müssen wir uns trotzdem am Prozess beteiligen.

Letztendlich unternehmen wir große Anstrengungen und sind zugleich sicher, dass nur ein „Wunder vom Himmel“ uns aus dem ägyptischen Land ins Land Israel ausziehen lässt.

Die Verzweiflung an eigenen Kräften ist notwendig, und der Mensch darf nicht vor diesem Gefühl weglaufen. Außerdem ist die Gewissheit über die Hilfe von oben notwendig, nach der man unaufhörlich mit aller Kraft verlangen muss.

Der Mensch muss sich in der Lage der Söhne Israel wiederfinden, die wegen der Arbeit stöhnen – wenn alles in seinem Inneren sich mit der äußeren Umgebung zu einem Ganzen verschmilzt und diese Bedingungen erschafft und ihn dem Auszug aus Ägypten wesentlich näher bringt.

Deshalb müssen wir versuchen, uns selbst auf die richtige Art und Weise in diesem Punkt vorzustellen. Hier vollziehen wir alle notwendigen Handlungen, und laufen anschließend nicht vor Verzweiflung weg, sondern übertragen die ganze Kraft unserer Verzweiflung im Gegenteil auf den Schrei, auf die Forderung nach Korrektur.

Aus dem Sohar-Unterricht. Das Vorwort, 14.12.2010