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Selbstverzicht um des Wachstums willen

Frage: Im materiellen Leben wird mir gesagt: sei eine Persönlichkeit, verwirkliche dich selbst, setze deine Bestreben in die Tat um. Und im spirituellen Leben muss ich im Gegenteil in der Gruppe aufgehen. Woher kommt diese Gegensätzlichkeit?

Meine Antwort: Indem du dich in die Gruppe einordnest, annullierst du dich nicht selbst. Du empfängst von den Freunden lediglich jene Kraft, mit deren Hilfe du dein Ich entwickeln musst.

Genauso annulliert der Samentropfen, der sich im Mutterleib einnistet, sich selbst nur, um Nahrung, Wachstumskraft zu erhalten. Es wächst jedoch er selbst und niemand anders.

Ich annulliere einen Teil von mir, um die Kraft des Höheren zu erhalten, doch dabei muss sie mich nicht beherrschen – im Gegenteil, mit deren Hilfe muss ich mich entwickeln, mein Ich großziehen. Ansonsten wird es kein Wachstum geben, und bei der nächsten Etappe werde ich nicht stark genug werden können, um mich an der Wand des Mutterleibes festzuhalten.

Hier verbinden sich zwei Gegensätze. Einerseits annulliere ich mich vor der Mutter, um nicht zu einem Fremdkörper in ihrem Organismus zu werden und keine Vergiftung auszulösen. Doch andererseits, indem ich mich annulliere, bekomme ich von der Mutter ihr Blut und wachse dadurch selbst. Es entwickeln sich meine Gene, meine Eigenschaften, bis hin zur Tatsache, dass ich männlichen Geschlechts sein kann, obwohl sie eine Frau ist.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Freiheit des Willens“, 08.04.2011