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Schawuot: Licht inmitten des Chaos

Der jüdische Feiertag Schawuot, das Fest der Übergabe der Tora, hat in diesem Jahr eine besondere Bedeutung. Während die israelische Gesellschaft unter Raketenbeschuss steht, herrscht keine festliche Stimmung. Es ist eine Zeit, in der wir eine zukunftsträchtige Entscheidung darüber treffen sollen, welches Volk wir sein wollen und wie wir der Zukunft begegnen wollen: in Spaltung und Streit oder als Garanten füreinander, in der wir unser Handeln durch die Linse der Welt betrachten oder durch eine tiefe Selbstprüfung unserer Rolle als ein Volk, das die Tora am Fuß des Berges Sinai empfangen hat.

Der österreichische Bundeskanzler hisst die israelische Flagge auf dem Dach seines Büros als Zeichen der Solidarität mit Israel. Der tschechische Präsident twitterte ein Bild der Flagge seines Landes neben der israelischen Flagge mit einem Herz. Slowenien, Ungarn und Polen drückten ihre Unterstützung für den Kampf gegen die Hamas aus, und die westlichen Regierungen, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, bestärkten Israel mit Worten der Anerkennung.

Aber die enthusiastischen Demonstrationen der führenden Politiker der Welt werden nur eine sehr begrenzte Wirkung haben, vor allem, wenn sie nur aus persönlicher Sympathie mit Israel resultieren. Politiker senden Herzen und schwenken israelische Fahnen in den großen Städten ihrer Länder, doch gleichzeitig schwenken Horden von begeisterten Menschen palästinensische Fahnen und demonstrieren gegen Israel.

Wenn die Auseinandersetzungen auf dem heimischen Feld nicht genug sind, dann breiten sich die Konflikte auch im Ausland aus. In Deutschland wurden Synagogen vandalisiert, und die jüdischen Gemeinden in Europa sind in höchster Alarmbereitschaft für mögliche Angriffe und Zusammenstöße.

So schaut die Menschheit wirklich auf uns, nicht durch das diplomatische Lächeln und Händeschütteln mancher Weltpolitiker. Die hasserfüllten Demonstrationen werden die Solidaritätsbekundungen bei weitem überwiegen. Feindseligkeit wird die früheren Freundschaften ersetzen, bis wir nirgendwo auf der Welt geduldet werden; es wird kein Ort mehr geben, an dem ein Jude in Frieden leben kann.

Aber es gibt einen Ausweg. Er führt durch unsere Einheit. Rabbi Akiva sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst ist die große Regel der Tora“ (Jerusalemer Talmud, Nedarim). Als Israel die Tora empfing, erhielt es eine Kraft, die es über seinen Egoismus und seine Spaltung erhob – die Hauptursache aller Bedrohungen, denen die jüdische Nation gegenübersteht – und es dazu brachte, sich gegenseitig zu lieben wie sich selbst. Es erinnert uns daran, dass wir nur dann Erfolg haben werden, wenn wir uns vereinen. Andernfalls, so warnt uns der Talmud, „wird es euer Begräbnis sein“ (Schabbat 88a, Avoda Zarah).

Der Berg Sinai, der Ort, an dem wir die Tora empfangen haben, symbolisiert Gedanken der siná, des Hasses gegeneinander. Von der Zeit des alten Babylon bis zum heutigen Tag hat das Ego nicht aufgehört zu wachsen und uns zu überwältigen, mehr auf Kosten anderer zu beanspruchen und uns als Juden zu zerreißen. Und dort, am Fuße des Berges, wurde von uns als Volk zunächst eine weitreichende Entscheidung verlangt: Entweder wir würden als ein Mann in einem Herzen vereint sein oder wir würden andauerndes Leid und äußeren Druck ertragen müssen.

Es gibt kein früher oder später in der Tora, dies sind ewige Gesetze. Was wir in diesen schwierigen Tagen durchmachen, ist ein weiteres Glied in einer Kette von Zwangslagen, die wir als Juden über Generationen hinweg erlebt haben. Der äußere Druck verlangt heute von uns, dass wir uns zusammenschließen und einen geschützten Raum zwischen uns schaffen.

Wir haben die Tora erhalten, die Methode, uns zu verbinden, das Mittel, alle Verbrechen mit Liebe zu bedecken. So wurden wir zu einem Volk, der jüdischen Nation oder „Israel“, was sich von den hebräischen Worten „Yashar Kel“ („direkt zum Schöpfer“) ableitet. Es bezieht sich auf einen Zustand, in dem uns die Methode gewährt wird, den Schöpfer zu erreichen, die Qualität der Liebe und der Selbsthingabe, und zwar durch unseren freien Willen.

Die Verbindung zwischen uns, den Juden, erschließt das, was die Weisheit der Kabbala als die siebzig Wurzeln der Völker der Welt erklärt. Wir sind in ihnen enthalten und mit ihnen verbunden, als Folge eines langen Exils, in dem wir diese Wurzeln in uns absorbiert haben. Wenn wir uns verbinden, werden wir die Kraft der Verbindung zwischen uns auf die gesamte Menschheit ausstrahlen. Die Wurzeln werden alle zusammenkommen und zu einem starken Baum heranwachsen, der für alle, jeden einzelnen, Früchte trägt. Und je stärker wir werden, desto mehr werden wir Licht auf die Nationen der Welt ausstrahlen, und desto mehr werden wir die Unterstützung der Welt gewinnen, da sich das Chaos in Frieden verwandeln wird.

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