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Mythen und Realität

Frage: Leider habe ich eine solche Erziehung bekommen, dass der Schöpfer ein gewisser Greis ist, der im Himmel sitzt. Heute studiere ich Kabbala und verstehe deshalb, dass diese Vorstellung falsch ist. Wie kann ich mich von den Stereotypen der Kindheit befreien?

Meine Antwort: Diese Wahrnehmung hat nichts mit der Kindheit des Menschen zu tun. Die Menschheit hat einfach vor vielen Jahrtausenden solche Mythen entwickelt. Denn es ist natürlich, sich etwas Existierendes vorzustellen. Von Generation zu Generation wurden Erzählungen darüber verbreitet, dass es eine gewisse Macht gibt, die mit einem Wesen mit Händen und Fuessen assoziiert wird, und dem menschlichen Verständnis entspricht.

Der Schöpfer hat weder ein Wesen, noch eine Form. Der Schöpfer ist die Natur, und da die Quersummen (Gimatria) dieser Wörter gleich sind, bezeichnen sie ein und dasselbe Objekt. Er ist das Rahmengesetz der Natur, und die ganze Natur ist eine Macht. Und wir selbst sind auch Kräfte, obwohl es uns scheint, als ob es hier irgendwelche Muster, Materie, die unbelebte, pflanzliche und tierische Natur gibt.

Das kann man mit dem Bildschirm des Fernsehers vergleichen, worauf wir verschiedene Darstellungen sehen, denn genauso sehen wir alles, was in dieser Welt existiert, stellen es uns auf diese Weise in unseren Koepfen vor.

Deshalb ist ein solches Herangehen an den Schöpfer, dass Er ein gewisses Heiligenbild, der Greis ist, der irgendwo oben existiert, eine Quelle bitterer Fehler, und eine verzerrte Wahrnehmung des Lebens.
Da die Wissenschaft der Kabbala verborgen war, und die Menschen nicht wussten, wer der Schöpfer ist, hat sich ein solcher Irrtum sogar im Judaismus verbreitet. Somit existiert immer noch eine ähnliche Einstellung des Volkes.

Wir verbinden mit dem Schöpfer, genauso wie mit den Menschen in unserer Welt, verschiedene Dinge: ich werde Ihm etwas geben, und Er wird machen, dass es mir gut geht; wenn ich Ihm einen Dollar spende, dann wird Er mir zwei zurückgeben.

Es scheint uns so zu sein, dass wir Ihn auf diese Weise bestechen können, wodurch der Schöpfer gut sein wird, und das Leben sich zum Besseren verändern wird. Aber es stellt sich immer mehr heraus, dass unsere Beziehung mit dem Schöpfer nur in Richtung unserer Korrektur gehen kann.

Er fordert von uns nur das eine: wie ein Mensch mit einem Herzen zu sein und den Nächsten wie sich selbst zu lieben.

Auszug aus einerder Vorlesung im Hörsaal „Kabbala für alle“, 14.12.2010