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Liebe kann nicht zur Gewohnheit werden

Frage: Wird die Fürsorge für die Freunde irgendwann zu etwas Natürlichem für mich?

Meine Antwort: Nein. Natürlich kann für mich nur der Egoismus sein, der mich beherrscht. Alle weiteren Zustände befinden sich über ihm und werden durch fortwährende Anstrengungen erreicht.

Der Eintritt in die Spiritualität könnte mit dem Schweben über dem Boden in unserer Welt verglichen werden. Du kannst nicht einfach in der Luft schweben. Dafür bedarf es einer Kraft, die dich trotz der Schwerkraft in der Luft halten würde.

Die Schwerkraft ist die Kraft unseres Egoismus. Sie zieht mich immer herunter, und deshalb stürze ich sofort auf den Boden, sobald ich nicht mehr an das Ziel denke.

Wenn ich mich mit den anderen verbinden möchte, muss ich vor allem ununterbrochen Anstrengungen unternehmen, um mich „in der Luft“, im Bestreben nach der Einheit, halten zu können. Hier kann es keinerlei Nachsicht geben: eine Sekunde lang nicht daran gedacht – und schon stürze ich ab.

Aus diesem Grund wird die Fürsorge für den Nächsten niemals zur Gewohnheit, zur zweiten Natur werden. Und dafür können wir nur dankbar sein – denn dadurch haben wir die Möglichkeit, jede Sekunde unseren freien Willen zu realisieren.

Wenn ich von der Gewohnheit getrieben wäre, würde ich zu einem Engel werden. Ein Engel wird von seiner Natur – der Natur des Gebens – beherrscht. Er schwebt in der Luft, weil er „leichter als die Luft“ ist, er unterliegt nicht der Erdanziehungskraft, der Kraft der egoistischen Anziehung. Aber ein Mensch unterliegt ihr.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 18.04.2011