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Freiheit stammt aus der Liebe

Frage: Was stellt das mittlere Drittel von Sefira Tiferet dar? Warum heißt sie „freie Sefira“?

Meine Antwort: Sie existiert nicht an und für sich. Wie Baal HaSulam sagt, existiert sie nur in Form eines Raums, um welchen Klipa und die Heiligkeit kämpfen.

An dieser Stelle empfindet der Mensch seine Unabhängigkeit, darin hält er sich im inneren Kampf, in den Zweifeln auf: womit er sich folglich vergleichen soll – mit dem Höheren oder mit dem Unteren. Es heißt eben das mittlere Drittel von Tiferet, der Punkt des freien Willens.

Frage: Woraus besteht dieser Teil? Warum gibt es gerade dort die Freiheit der Wahl? Er befindet sich doch entweder unter dem Einfluss des Höheren, oder unter dem Einfluss des Unteren – je nach dem, wem er sich vergleichen möchte. Woran sieht man hier seine Unabhängigkeit?

Meine Antwort: Von oben organisiert man auf diese Weise den Freiheitsraum. Es ist weder die Verworrenheit, noch die Unklarheit, wie es sie in unserer Welt gibt, wo die Freiheit die Abwesenheit des genauen Wissens bedeutet.

Im mittleren Drittel von Tiferet ist mir absolut klar, was die Höhere Eigenschaft des Gebens und die Untere Eigenschaft des Erhaltens darstellen. Ich befinde mich in der Mitte, und diese Mitte – bin ich. Das heißt meine ganze Realität ist der mittlere Teil von Tiferet.

Wenn ich mich unter dem Einfluss des Höheren oder des Unteren befinde, dann empfinde ich gleichzeitig ihre Einflüsse, ihr Wesen, wobei ich mich damit nicht vergleichen kann.

Im mittleren Drittel von Tiferet offenbare ich die vollständige HaWaYaH, mich selbst. In diesem Teil gibt es die zehn vollen Sefirot, den Verstand des gesamten Parzufs.

Wenn ich das Höhere offenbaren will, dann steige ich zum oberen Teil hinauf, wenn ich dagegen das Untere enthüllen will, dann steige ich herunter. Aber wer bin ich? Ich bin der mittlere Teil von Tiferet, eine Art feiner Schicht zwischen dem Höheren und dem Unteren. Aber in Wirklichkeit ist diese Schicht gar nicht so fein.

Das mittlere Drittel von Tiferet entsteht infolge der Entscheidung von Bina, welche in vier Stufen der Verbreitung des direkten Lichtes, nichts „für sich“ empfangen möchte, und sich nur dem Höheren angleichen möchte, um die Eigenschaft des Gebens zu erreichen.

Aber sie kann das Geben nicht erreichen, weil sich ihr Material, der Wunsch, zu genießen, nicht verändert. Um den Wunsch zu verändern, soll sie „für das Geben“ empfangen. Das heißt, sie verwendet hierfür die Kraft der Liebe des Gebenden.

Denn ohne Kraft der Liebe des Gebenden kann ich das Empfangen niemals in das Geben umwandeln. Aber wenn ich genau weiß, dass Er mich liebt, und ich folglich im Begriff  bin, von Ihm nur aus diesem Grund zu empfangen, dann verwende ich die Kraft Seiner Liebe. Zuerst soll ich Seine Liebe offenbaren, um folglich darin das eigene Empfangen zu enthüllen, und von Ihm nur mit der Absicht des Gebens und der Liebe zu empfangen.

Das mittlere Drittel von Tiferet, worin das Geschöpf seine freie Wahl empfindet, stammt also aus dem selben Gebiet, in dem die zweite Stufe (Bina) ihre Entscheidung trifft (aus vier Stufen der Verbreitung des direkten Lichtes)

Auszug aus dem Unterricht über das Buch Sohar. Das Vorwort, 02.03.2011