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Der Punkt zwischen dem Anlauf und dem Sprung

Der Mensch, der mit dem Studium der Wissenschaft der Kabbala beginnt und ihre gesamten Mittel verwendet, kommt nach einiger Zeit an einem Wendepunkt an, an dem er aufhören sollte, sich unfrei und unbewusst zu entwickeln. Der erste Abschnitt ist dafür bestimmt, den eigenen Zustand kennenzulernen, und dieser Abschnitt ist notwendig.

Doch dann erreicht er einen „Gabelpunkt“, einen Knickpunkt (einen raschen Wechsel des ehemals stabilen Zustandes), an dem er seine gesamte Einstellung der Entwicklung, dem Leben, dem eigenen Verlangen, dem Licht, allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegenüber klären und überdenken muss. Er wechselt völlig sein früheres Paradigma, seine Lebensphilosophie und die Wahrnehmung des Systems, in dem er sich befindet.

Früher hat dieses System ihn gesteuert; denn er hat gänzlich innerhalb der Natur gehandelt und sich nur aufgrund des eigenen Unwissens vorgestellt, er würde über ihr stehen. Doch nun begreift er seine völlige Abhängigkeit von der Natur, ihren Kräften und Gesetzen und muss ihre Lenkung selbst in die Hand nehmen, wie geschrieben steht: „Meine Söhne haben mich besiegt“.

Und dann versteht der Mensch, an welchem besonderen Wendepunkt er sich befindet. Denn zuvor hat er nur geglaubt, dass er selbst etwas in seinem Leben verändert, doch in Wirklichkeit hat er gehorsam alle Befehle seiner Natur ausgeführt, ohne die geringste freie Wahl zu haben.

Doch nun wird ihm die Freiheit geschenkt. Und die Welt erscheint ihm chaotisch, ohne jegliche Ordnung. Ihm wird mit Absicht eine solche Empfindung gegeben, damit er selbst den Wunsch verspürt, alles in Ordnung zu bringen, zusammenzufügen und die Welt zu regieren.

Hier bekommt er die Möglichkeit, um die Kraft, das Verständnis und das Vorankommen durch den Glauben über dem Verstand von Oben zu bitten, weil er zu den höheren Zuständen aufsteigen und von dort einen neuen Verstand und neue Eigenschaften erhalten möchte – um auf diese Weise seine Welt ins Gleichgewicht zu bringen. Denn die Welt ist das Spiegelbild der inneren Ordnung eines Menschen, entsprechend der inneren Wahrnehmung der Realität und nicht der äußeren.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 13.07.2011