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Der Ozean hinter der Tür [116089]

Frage: Eigentlich müssen wir nur unsere Selbstsucht korrigieren, die unsere Vereinigung verhindert. Warum entwickeln wir dann eine ganze Methode der integralen Bildung? Worüber wäre noch außer der Absonderung und der Einheit zu sprechen?

Meine Antwort: In Wirklichkeit existiert nichts Anderes. Wenn du beginnst, auf das Problem tiefer einzugehen, erkennst du, dass dort die ganze höhere Weisheit dahintersteckt. Sie ist sowohl dem empfangendem, als auch dem gebendem Verlangen zugrundegelegt.

Auf diesem Dualismus gründen sich all unsere Handlungen. Es gibt nur “ Plus“ und “ Minus“ – zwei entgegengesetzte Kräfte. Siehe, was sie infolge gegenseitiger Beziehung bewirken. In dieser Welt sind – alle ihre Wissenschaften, die Physik, die Chemie, die Biologie, die Zoologie, die Astronomie, die Medizin, die Psychologie usw., auf der Wechselwirkung zweier Gegensätze aufgebaut – eine ganze Welt, das Universum mit dessen Gesetzen und deren unzähligen Details.

In der Spiritualität ergänzen wir zusätzlich den Schirm und das reflektierende Licht – die Antwort seitens „des Minus“, des „Materials“, das sich wünscht „dem Plus“, d.h. dem Licht gleich zu werden. Es entsteht folglich etwas ganz Neues. Es sind nicht nur die Wechselbeziehungen zwischen „dem Plus“ und „dem Minus“, sondern auch ihre Beziehung zu einander. „Das Minus“ beginnt sich gegenüber dem „Plus“ absolut anders zu verhalten. Es steigt über sich hinaus, erhebt sich über das Wissen, über die Vernunft und handelt entgegengesetzt zu der eigenen Natur – in  Ähnlichkeit mit „dem Plus“. Das Geschöpf lernt vom Schöpfer, was es tun soll und verwirklicht es.

Hier werden schon die um vieles komplizierteren Gesetze, die wir studieren, gezeigt. Es ist eine große, wahrhaft grenzenlose Weisheit. Sie stammt aus nichts – aus zwei Gegensätzen, bei dem der eine dem anderen „nur“ gleich werden will. Es erscheint dir, als ob diese Absicht leicht zu realisieren wäre, jedoch öffnest du diese Tür nur ein wenig und entdeckst hinter ihr den Ozean ohne Küste.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Welt“, 02.09.2013