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Der Mensch auf dem Esel

Frage: Mit dem Verstand begreife ich, was Sie sagen, doch im Herzen spüre ich, dass ich absolut nicht bereit bin, mich zu annullieren, um mich mit den anderen zu verbinden. Wie schaffe ich es, dies zu wollen?

Meine Antwort: Wir werden niemals den höheren spirituellen Zuständen näher kommen wollen. Und es ist gut, dass wir es selbst erkennen! Der Mensch versteht, dass er unter keinen Bedingungen die wahre Spiritualität und nicht irgendwelche von ihm eingebildete Märchenwelt will, in der er zwischen Engeln umherflattern und alles, was er will, tun wird, in der er die volle Macht erhalten und alle Welten von einem Ende bis zum anderen sehen wird.

Und wenn wir beginnen zu verstehen, was die wahre spirituelle Realität bedeutet, die höher als jeder egoistische Nutzen, den wir uns vorstellen können, ist, dann wollen wir sie natürlich nicht mehr.

Wir müssen jedoch verstehen, dass alle Veränderungen in uns nur durch das höhere Licht, das zur Quelle zurückführt, vollzogen werden. Es muss auf uns einwirken und uns neue Eigenschaften verleihen. Nur durch die Erkenntnis dieser Eigenschaften – durch das Verständnis, die Empfindung, die Macht über sie – werden wir beginnen, die Welt bereits aus ihnen heraus wahrzunehmen. Auf diese Weise werde ich allmählich zu einem Menschen.

Ich werde beginnen, wahrzunehmen, dass über dem tierischen Körper, mit dem ich mich heute identifiziere, eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Höheren aufgebaut wird, eine neue Form, ein Kli, genannt „der Mensch“ in mir, d.h. „dem Schöpfer ähnlich“ (Adam, Mensch kommt vom Wort dome/ähnlich). Dieser Mensch reitet quasi meinen „Esel“ (Esel/Hamor kommt vom Wort Homer/Material), meine früheren Verlangen.

Und jener Mensch, der den Esel reitet, ist derjenige, der den Schöpfer versteht und spürt. Jedoch nicht der Esel selbst!

Diese Erschaffung des Menschen in uns kommt durch das Licht, das zur Quelle zurückführt. Und nicht, weil wir es selbst so sehr wollen – natürlich nicht! Unser Esel (d.h. wir heute) will nicht, dass der Mensch kommt! Denn der Mensch beginnt über den Esel zu herrschen.

Und der Esel will das Gewünschte für sich empfangen… Deshalb ist es nur natürlich, dass wir heute nicht den wahren spirituellen Zustand wollen. In dem Maße unseres Vorankommens beginnen wir zu verstehen, dass die spirituelle Welt etwas ganz anderes ist, als das, was wir erwartet haben, und dass wir sie nicht mehr wollen.

Das weitere Vorankommen ist nur durch den Einfluss der Gruppe möglich, die uns die Wichtigkeit der spirituellen Erkenntnis einredet. Nur in diesem Ausmaß werden wir vorankommen können, in uns selbst werden wir keine Kraft dafür finden.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 15.03.2011