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Das Bild der Welt ist das Resultat der Einstellung zu ihr

Frage: Baal HaSulam schreibt in seinen Artikeln, dass der Egoismus nicht für alle gleich ist. So gibt es einen groben Egoismus, wenn jemand ihn ohne Scheu anwendet, und es gibt einen versteckten, entwickelteren Egoismus, wenn jemand erkennt, dass dieser schlecht ist und ihn eher heimlich einsetzt. Worin besteht der hauptsächliche Unterschied? 

Antwort: Wenn ein Mensch seinen Egoismus wahrnimmt, dann ist das gut, man kann mit ihm reden, darüber diskutieren; er kann zu einer Art Entscheidung kommen: ist es richtig oder nicht, sollte er in dieser Eigenschaft sein oder nicht? 

Er kann feststellen, dass diese Eigenschaft schädlich ist und sich bemühen, sie auf irgendeine Weise loszuwerden. Er erkennt, wie diese Eigenschaft ihm schadet und wie er sich über andere stellt. Und das betrifft sein ganzes Leben. 

Er beginnt zu verstehen, wofür er die kostbaren Sekunden seines Daseins in dieser Welt verschwendet. Und was würde geschehen, wenn er andere anders behandeln würde, auf eine völlig entgegengesetzte Weise? Vielleicht würde er dadurch ein solches Lebensgefühl erfahren, welches wir in unserer Welt gar nicht kennen. Wir sind ja ständig darauf ausgerichtet, zu beeinflussen, zu kontrollieren, zu beherrschen, zu absorbieren. 

Und wenn ich mich anders ausrichte, bin ich vielleicht frei. Frei! Erstens würde ich nicht von hinten bedrängt werden, von dieser schrecklichen Kraft, die mich so leitet. Ich würde mich in einem freien Raum fühlen, unabhängig, an nichts gebunden. 

Ich würde beginnen, alles um mich herum anders wahrzunehmen – nicht aus dem Blickwinkel dessen, was meine Macht, meine Selbsterhaltung, meine Sicherheit bedroht: Was soll ich in Besitz nehmen, was soll ich unterdrücken, verschlingen, unter mir zermalmen, und so weiter, was gibt es noch in der Welt die mich umgibt? Ursprünglich erscheint eine Person nur so. Schauen Sie sich kleine Kinder an, wie grausam sie sind, wie sie sich gegenseitig behandeln. Das ist unsere Natur. 

Und wenn ich beginnen würde, mich anders zur Welt zu beziehen, würde ich ein völlig anderes Bild von der mich umgebenden Welt wahrnehmen, welches ein Resultat meiner Einstellung zu ihr ist. Jetzt nehme ich selektiv nur das wahr, was gut oder schlecht für mich ist. Wenn es schlecht ist, muss ich etwas dagegen tun; wenn es gut ist, kann ich es genießen. 

Hätte ich jedoch eine andere Einstellung zu meiner Umgebung, würde ich Umstände, Objekte und Handlungen völlig anderer Art sehen, eine völlig andere Welt, die in der Kabbala als Höhere Welt bezeichnet wird. 

Das heißt, die Wahrnehmung der Welt und dessen, was uns widerfährt, hängt von unserem Fokus ab; die Art und Weise, wie wir auf die Welt schauen, bestimmt, wie uns die Welt erscheint. Deshalb müssen wir uns selbst ändern. 

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Aus KabTV “Nahaufnahme: Insel des Feuers”