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Auf eigenen Wunsch vertrieben

Baal HaSulam, „Die Vertreibung und die Befreiung“: Wenn das Volk Israel die Gebote der Tora beachten würde, dann würde ihm nichts Schlechtes widerfahren.

Alle Gebote der Tora werden bekanntlich auf eine Hauptregel zurückgeführt: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“. Und die Gebote selbst sind Korrekturen unseres Verlangens von der egoistischen Absicht in die altruistische. Wenn das Volk diese Korrekturen durchführen würde, das Prinzip der Liebe beachtend, so würde es die Nöte der Vertreibung nicht empfinden.

Aber andererseits ist es nötig zu verstehen, dass die Vertreibung notwendig ist. Sie muss man tief empfinden, sie muss man tatsächlich erleben, darin muss man auf eine bestimmte Zeit eintauchen.

Nicht von ungefähr war es bei Kabbalisten der chassidischen Zeit in Osteuropa vor zweihundert bis dreihundert Jahren üblich, „in die Vertreibung hinauszugehen“: der Mensch verließ das Haus und ging fort. Er befand sich unter den fremden Menschen, erprobte sich an Problemen und Schwierigkeiten, war in den unterschiedlichsten Situationen, die ihm recht gut dabei halfen, sich auch unter Hassern zu beweisen.

Solch ein freiwilliger Fortgang half, die allgemeine Vertreibung zu beschleunigen, damit sie um vieles früher als in der ursprünglich gesetzten Frist zustande käme. Die Kabbalisten taten das nicht für sich, sondern wahrhaftig für das Geben. Heute ist es schwierig, sich vorzustellen, welchen Gefahren sie sich aussetzten, in welche Umstände sie sich brachten. Sie fühlten jedoch, dass man alles erleben haben muss, um die echte Kraft zum Anruf des Schöpfers zu finden.

Aber wenn (rein theoretisch) das Volk am Gesetz der Liebe festhalten würde, ohne die die Einstellung der Nachbarn zu übernehmen, dann würde es sich mit ihnen in der Vertreibung nicht vermischen, so dass ihm nichts Schlechtes geschehen würde. Denn eigentlich besteht das ganze Böse in jenen egoistischen Belastungen des Herzens, die wir nicht in einen Aufstieg umzuwandeln vermochten. Als Folge führen sie zum Abstieg…

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „die Vertreibung und die Befreiung“, 12.08.2013