Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Stille bei kabbalistischen Mahlzeiten

Frage: Bei kabbalistischen Mahlzeiten wird oft geschwiegen. Wie unterscheidet sie sich von der üblichen Meditation, die heute überall auf der Welt beliebt ist?

Antwort: Wir sprechen immer noch, aber wir sprechen nonverbal, ohne den Mund zu öffnen. Es ist, als würden wir miteinander reden, Einwände erheben, zustimmen, streiten oder diskutieren. Das alles geschieht, ohne dass wir etwas von uns preisgeben.

Das bedeutet nicht, dass man sich einfach ein weißes Licht vorstellt, seine Weltsicht einschränkt oder sich auf einen Punkt konzentriert, sondern man führt ein normales Gespräch, nur innerlich. Es hat einen Einfluss. Dieser Einfluss des einen auf den anderen manifestiert sich allmählich irgendwo.

Frage: Was ist der Nutzen davon?

Antwort: Dies ist eine Methode, bei der man niemanden stört, und andere stören einen scheinbar auch nicht. Man kann mit beliebiger Geschwindigkeit sprechen und sagen, was man will, und später beginnt man, die Ergebnisse solcher Gespräche zu verstehen. Ich unterstütze diese Art der Interaktion zwischen Menschen.

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Aus der Sendung “ Spirituelle Zustände“ von 23.10.22

Schweigen bevorzugt

Kommentar: Es gibt viele Zitate über die Vorteile des Schweigens. Zum Beispiel: „Schweigen ist der Zaun um die Weisheit“.

Meine Antwort: Ja, wenn ein Mensch schweigt, bewahrt er seine Weisheit, versprüht sie nicht. Und wenn er redet, dann fließt all seine Weisheit allmählich aus ihm heraus in die Luft, zu allen anderen.

Es muss verstanden werden, dass Schweigen immer vorzuziehen ist. Es gibt nichts auf der Welt, worüber es sich zu reden lohnt. Im Gegenteil, es ist immer besser zu schweigen.

Frage: Warum ist dem Menschen dann die Sprache gegeben?

Antwort: Damit er den Mund hält und nur das Nötigste sagt.

Frage: Das heißt, hier wird dem Menschen sozusagen die Wahlfreiheit gegeben: Er kann sagen, was notwendig ist, oder er kann andere Dinge sagen?

Antwort: Ja. Es ist besser, über verschiedene Dinge zu schweigen.

Frage: Es gibt ein Zitat von Menachem Mendel von Kotzk: „Es gibt keinen größeren Schrei als das Schweigen“ Was bedeutet das?

Antwort: Wenn es uns scheint, dass ein Mensch etwas sagen sollte, aber er schweigt, dann empfinden wir sein Schweigen als eine sehr ernste Aussage.

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Aus der Sendung “ Spirituelle Zustände“ vom 23.10.2022

Das Gemeinsame spüren

Kommentar: Wenn ich eine Melodie höre, die von Freunden gemeinsam gesungen wird, nehme ich eine Art Schwingung auf. Wenn ich mit meiner minimalen Schwingung eintrete, entsteht ein Gefühl für eine gewisse Lautstärke, eine Art von Stereo.

Antwort: Dank der eigenen Stimme fängt man an, alle anderen zu hören und durch die Stimme nimmt man die ganze Palette der Klänge wahr. Wenn man von außen zuhört, dann nimmt man den anderen nicht durch seine Stimme, nicht durch seine Teilnahme, sondern einseitig wahr, nicht innerlich.

Wenn man an einer gemeinsamen Handlung teilnimmt, ist man mit allen anderen verbunden und durch diese Verbindung spürt man die innere Kraft, den inneren Sinn der „singenden Stimme“ des Chors oder einer gemeinsamen Handlung.

Das ist der Unterschied zwischen dem Versuch, den Individualismus in unserer Welt zu überwinden, d.h. sich vermeintlich zu verbinden, von außen zu beobachten und dem was die Kabbala bietet, nämlich nach innen zu gehen, sich zu befreien und das Gemeinsame und nicht sich selbst zu spüren. Hier ist man verpflichtet, sich vom ”Ich” zu lösen, sich einzuschränken (Zim-Zum alef).

Kommentar: Man spürt es in sich. Man kann es sehr gut hören, wenn alle singen.

Antwort: Es geht darum, dass man plötzlich solche Bereiche, solche Empfindungen, solche Möglichkeiten der subtilen Wahrnehmung und alle Arten von innerem Umschalten hat, als ob man durch eine kleine Tür in eine riesige Halle eintritt und dort gibt es eine göttliche Musik, eine Vollkommenheit und man versucht, sich darin nach und nach, durch Start-Stopp-Versuche zu finden. Es ist eine erste Begegnung. Natürlich zieht es einen Menschen, treibt ihn an – wie ein Kind.

Kommentar: Gleichzeitig kann jede einzelne Stimme absolut schrecklich und unvollkommen sein.

Antwort: Natürlich! Das ist es in der Tat.

Frage: Wenn man eine Aufnahme von diesem Gesang macht, bleibt dann noch Energie übrig oder ist sie nur im Moment des Singens zu spüren?

Antwort: Es bleibt, nichts geht verloren. Man kann nie zum Alten zurückkehren und ist immer nur auf die neue Erkenntnis ausgerichtet. Es ist nicht wie bei Baron Münchhausen – die Töne sind eingefroren und werden dann aufgetaut. Man muss versuchen, neue Dinge zu tun und weniger an die alten Sachen zu denken.

Frage: Wenn jemand anderes diesen Gesang hört, wird er dann von dort, von innen, Energie bekommen?

Antwort: Wie wird er es hören? Von der Tatsache her das wir zusammen singen? Durch physisches Singen? Wir können zusammen sitzen und nicht singen, wir können in diesen Zustand eintreten, wenn wir uns gegenseitig spüren.

Der Mensch muss bereit sein zu hören. Ohne Vorbereitung wird nichts funktionieren.

Aus dem Vortrag „Mein Telefon klingelte“

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