Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie ''

Das Coronavirus – keine Strafe, sondern eine Lektion für gegenseitige Verantwortung

Veröffentlicht im Facebook am 29.06.2020

Jeden Tag erhalte ich E-Mails und Anrufe von Menschen, die mir erzählen, dass ihr Leben vor sechs Monaten, vor Corona, eigentlich wunderbar war und aber jetzt sind sie ratlos. Ihre Welt ist zusammengebrochen und sie sehen keine Zukunft mehr. Das macht mich sehr betroffen. Mit jedem Tag der vergeht, sehe ich, wie die Menschen hilfloser, orientierungsloser und unruhiger werden. Sie haben Angst, dass sie ihre Kinder nicht mehr ernähren können.

Das was jetzt geschieht, ist aber nicht so etwas wie eine „Strafe von oben“. Nein, es ist ein Aufruf, sich zu vereinen anstatt nur an sich selbst zu denken. Nur wenn wir zusammenarbeiten werden wir in der Lage sein, eine sichere Zukunft zu gestalten. Sich weiterhin nur um sein eigen Fleisch und Blut zu sorgen und nicht mit anderen Menschen gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, wird die Situation nur verschlimmern. Je länger wir warten, umso mehr Menschen werden in solch existenzbedrohende Situationen kommen. 

COVID-19 ist daher ein Katalysator um die gegenseitige Verantwortung anzutreiben. 

Wenn wir entscheiden keine Masken zu tragen und nur auf Abstand zu bleiben, riskieren wir nicht nur uns selbst mit dem Virus anzustecken, sondern wir nehmen damit auch in Kauf, dass wir es auf andere übertragen können.

Genauso wie uns nun das Virus zwingt darüber nachzudenken, wie wir nicht zum Überträger an alle anderen werden, müssen wir auch anfangen unter Einbezug aller Aspekte des Lebens, wie Nahrung, Wasser, Unterkunft und Stromversorgung an alle anderen zu denken. Wir müssen uns unsere gegenseitige Abhängigkeit bewusst machen. Wir sind eng miteinander verbunden und voneinander abhängig, gerade auch von Menschen, die wir aus diesem oder jenem Grund sogar hassen. Wir alle sitzen in einem Boot, die ganzen Welt.

Auch müssen wir bedenken, dass wenn zu viele Menschen wegen COVID-19 krank werden, die Nahrungsmittelproduktion und die Versorgungsketten beeinträchtigt oder sogar bis zum Erliegen gebracht werden. Hunger wird die Menschen in eine weitaus schlimmere Notlage bringen und in eine Verzweiflung treiben, wie wir sie bisher noch nicht erlebt haben. Wenn alle, jede Stadt, jedes Bundesland und das ganze Land an einem Strang ziehen kann dafür gesorgt werden, dass die Grundbedürfnisse jedes Bürgers gedeckt sind. Wenn wir verstehen und begreifen, dass wir alle im selben Boot sitzen, reicht das aus, um ein ganzes Land in eine neue, gute Zukunft zu führen. Dann werden wir auch erkennen, dass das ganze uns durch den Coronavirus zugefügt Leid keine Strafe ist, sondern eine Lektion um uns für unsere gegenseitige Verantwortung zu sensibilisieren.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Immer mit mir – Teil 92

RABASH wird schwächer

Es ist ein weiteres Jahr vergangen. Jeder Tag, den ich mit RABASH verbrachte, war etwas Besonderes. Es war das höchste Glück, mit ihm zusammen zu sein. Natürlich wollte ich, dass es für immer so weitergeht. Aber ich verstand, dass wir uns körperlich trennen werden müssen.

Ich versuchte, nicht an seinen Tod zu denken… aber eines Tages hatte ich große Angst…

RABASH war 85 Jahre alt, und plötzlich wurde bemerkbar, dass der „laufende Rabbi“, wie er in Bnei-Brak genannt wurde, nicht mehr so „läuft“.

2019-05-28_kniga-vsegda-so-mnoy_rabash_01

Wir waren den ganzen Sommer über am Meer, und er hat den ganzen Sommer über nicht gebadet. Ich habe darauf gewartet, mit ihm zusammen ins Wasser zu gehen, doch er sagte: „Geh, geh, warte nicht auf mich.“ Er war normalerweise der Erste, der ins Wasser ging.

Schwamm seine vierhundert Schlägen.

Jetzt aber schwamm ich allein und blickte die ganze Zeit auf ihn zurück. Er winkte mir aus der Ferne zu und ging am Strand entlang und dachte die ganze Zeit an etwas. Er hat sich schon irgendwie gehen lassen. Er hat es akzeptiert. Ich verstand es nicht. Er schloss sich von allen möglichen Behandlungen aus. Was ihm früher nie passiert ist. Normalerweise ging er zu den Ärzten, folgte allen ihren Anweisungen.

Ich finde plötzlich heraus, dass er Blutausscheidungen hat. Ich machte mir Sorgen, wies ihn darauf hin. Doch er sieht mich so seltsam an und antwortet: „Es ist alles in Ordnung.“ Ich sagte zu ihm: „Aber, Rebbe…“ Und er schnitt es ab: „Schluss! Keine weiteren Gespräche!“ Mit seiner Hand winkte er, wie ich mich jetzt erinnere, als ob er sagte: „Lass es.“

Er hatte genaues Wissen, dass er gehen würde. Er fühlte es, er fühlte es ganz deutlich. Und ich dachte, es wird vorbeigehen.

Er wollte nicht einmal ein Etrog, ein Lulaw[1] für den Sukkot-Feiertag haben, er wollte nichts vorher tun. Rosh Ha-Shana[2] näherte sich, gefolgt von Sukkot, und er sprach nicht mehr von Sukka.

Ich wusste, wie ehrfurchtsvoll er über diesen Feiertag war, wie er verlangte, alle kleinsten Feinheiten beim Bau von Sukka zu beachten, fing an, sich darüber Gedanken zu machen und hat uns schon einen Monat vor dem Feiertag diesbezüglich angesprochen.

Jetzt aber schweigt er. Und die ganze Zeit in Gedanken.

Es ist erstaunlich, wie ich den Alarm nicht geschlagen habe. Ich musste ihn überzeugen, zum Arzt zu gehen, alle Kontrollen durchzuführen, nicht zustimmen, ihn nicht gehen lassen, bis er nicht untersucht wird…

Aber sie ließen mich es nicht tun. Irgendwie, plötzlich, geriet die Warnung in Vergessenheit, die wir lange zuvor erhalten hatten. Mein Kamerad, Josi Gimpel sagte mir, dass er mit einer Frau in Be’er Scheva sprach, und sie sagte ihm plötzlich, dass RABASH bald nicht mehr da sein würde. Und sie fügte einen erstaunlichen Satz hinzu: „Was machst du da Josi, so zu handeln?! Du hast eine Person, an die du dich wenden kannst, und er will, dass du alles von ihm erfährst, und er will, dass du es tust. Und das kannst du nicht.“

Josi sagte dann zu ihr: „Ja, das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wie man das macht. Ich weiß nicht, wie ich mich nähern soll, wie ich fragen soll, ich will es wirklich, aber ich weiß es nicht.“ Und sie sagte: „Nun, okay, lass es. Aber denk dran, er hat nur Zeit, bis er 91 ist.“

Das war vier Jahre, bevor RABASH starb. Und irgendwie war alles vergessen. Man dachte: werden wir all diesen Vorhersagen glauben?! Und alles wurde aus dem Gedächtnis gelöscht.

Aber so geschah es.

Heute weiß ich bereits, wie es ist, komplett abgeschaltet zu sein, einfach nur das Gehirn, die Gefühle, die Angst und die Sorge abzuschalten. Wir sind in der Macht des Höheren. Er beherrscht absolut alles. Und RABASH wusste es besser als jeder andere. Er hatte einen internen Dialog mit dem Schöpfer.

 

[1] Lulav, Etrog, Adassim, Aravot – Pflanzen, Attribute des Sukkot-Festes, die die verschiedenen Eigenschaften des Menschen symbolisieren.
[2] Rosh HaShana (Kopf des Jahres) ist ein jüdischer Silvesterabend, ein Feiertag, der den Beginn des spirituellen Erwachen des Menschen darstellt.

 

[# 247009]

Fortsetzung folgt…

New Life 1228 – Physische Distanz für Herzensnähe

Dr. Michael Laitman im Gespräch mit Oren Levi

Das Ego ist heutzutage so groß, dass das Innerliche und das Äußerliche nicht identisch sind. Ich kann jemandem die Hand schütteln und ihn in meinem Herzen hassen. Hier muss Liebe entwickelt werden, so dass körperliche Nähe das Ergebnis eines Befehls aus dem Herzen ist. Das Coronavirus hat jeglichen physischen Kontakt unterbunden, damit wir verstehen, dass wir in einer Kultur von Lügen leben. Das Virus gibt uns die Möglichkeit darüber nachzudenken, was in den Beziehungen zwischen uns korrigiert werden muss: Als Erstes keinen Schaden zuzufügen und zweitens aufeinander zuzugehen, wie eine einzige Seele. Die Weisheit der Kabbala lehrt die Menschen, wie man in einer Gruppe arbeitet, bis sich das Herz öffnet. Es liegt an mir, mein Herz so stark auf einen anderen Menschen auszurichten, dass dieser es spürt, ohne mich überhaupt zu sehen.

[264093]

Aus KabTVs Video > „Neues Leben 1228 – Physische Distanz für herzliche Nähe“, 28.04.2020