Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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„Ist die jüdische Kabbala vergleichbar mit dem Sufismus?“

Michael Laitman, in Quora: „Ist die jüdische Kabbala vergleichbar mit dem Sufismus?“

Sowohl Sufismus als auch Kabbala befassen sich mit der Notwendigkeit, eine Grundhaltung der Liebe zu anderen Menschen als Leitprinzip des Lebens zu entwickeln.  Der Sufismus erklärt jedoch nicht die Struktur des Schöpfungssystems und seine Funktionsweise. Er ist für die Allgemeinheit besser geeignet, weil er über die Lösung menschlicher und spiritueller Probleme auf der Stufe unserer Welt spricht.

Der Sufismus beschreibt die Struktur der Höheren Welt nicht mit jener Präzision, wie es die Weisheit der Kabbala macht: Sefirot, Parzufim, Olamot, Or, NaRaNCHaJ (Nefesh, Ruach, Neshama, Chaja, Jechida), KCHuB SoN (Keter, Chochma, Bina, Seir Anpin, Nukwa), Tzimtzum, Massach, Or Choser und all die anderen Konzepte. Nur in der Kabbala werden solch „Himmlische Mechanismen“ beschrieben.

Wozu werden solche Beschreibungen benötigt?  Sie werden gebraucht, wenn man beginnt, die Höhere Welt zu erreichen. Jemand, der in Realisierung des spirituellen Systems ist, kann keine innere Ordnung und Klärung schaffen, wenn er sich ausschließlich auf das Gefühl oder den Lehrer stützt. Für solch einen Menschen verwandelt sich der Lehrer von einer menschlichen Figur in ein inneres Wesensmerkmal und er  nimmt die innere Ebene der Wirklichkeit verstärkt wahr, welche die Kabbalisten „den Schöpfer“ nennen. Gleichzeitig verringert er  die Wichtigkeit für die Realität, die wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen. Das stufenweise Erlangen einer solchen Realität erfordert tiefere Definition und Empfindungen, und man muss mit feineren und angemesseneren  Zuständen arbeiten.

Ich bin zwar kein Sufismus Experte, aber mir scheint, dass er ein Teil der Kabbala ist. Wenn man darüber hinaus tiefer in den authentischen Sufismus eindringt, würde man die Trennlinie entdecken, jenseits derer die Weisheit der Kabbala zwingend erforderlich ist. Seiner Grundlage zufolge ist Sufismus die richtige Methode, den Menschen präzise auf das Ziel auszurichten, jedoch nur bis zu einer bestimmten Stufe.

Der Grundgedanke ist, dass wir uns alle auf unterschiedlichen Stufen des Ego befinden. Der Sufismus endet auf einer tieferen Ebene des Ego und ist somit für Menschen mit einem großen Ego nicht ausreichend. Sie benötigen eine stärkere Waffe im Kampf gegen sich selbst und brauchen daher die Weisheit der Kabbala.

Leider ist die Entfaltung des Sufismus seit einiger Zeit zum Stillstand gekommen. In der muslimischen Welt ist er heutzutage überhaupt nicht mehr erwünscht. Das ist sehr bedauerlich, denn einst gab es zwischen Juden und Muslimen durch den Sufismus eine Verbindung.

Immer mit mir – Teil 29

Strenger Arbeitsplan

RABASH band sich, wie mit den Seilen, an den Schöpfer. Normalerweise, um zwei Uhr morgens, eine Stunde vor dem Unterricht, verließ er sein Haus in der Hason Ish Straße 81. Er ging langsam, in seine Gedanken versunken, zur Rabbi Akiva Straße und wieder zurück. Er sang ein wenig, machte ein paar Atemübungen und dachte und dachte. Um zwei Uhr morgens fühlte er sich wohl und für ihn war es günstig, sich auf den Unterricht vorzubereiten.

Drei Uhr begann der Unterricht. Wie immer, von drei Uhr bis sechs Uhr.

Von 6:00 bis 7:30 Uhr, Gebet. Dann haben wir fünf Minuten lang besprochen, was wir tagsüber zu erledigen war, und machten eine Pause.

Um neun Uhr morgens fuhr ich bereits zu seinem Haus, und wir gingen entweder ans Meer, in den Park, zum Arzt, oder trafen jemanden.

12:30 Uhr kamen wir zurück und ich fuhr nach Hause. Ich aß zu Mittag und arbeitete von 13:00 bis 16:00 Uhr. Fünf Uhr war ich schon wieder bei Rebbe, zu dieser Zeit begannen die Nachmittagsunterrichte.

Von fünf bis acht Uhr gab es den Abendunterricht: Wir studierten die Artikel von Baal HaSulam und die „Lehre der Zehn Sefirot“, von 20:00 bis 20:30 Uhr Sohar, ab 20:30 Uhr begann das Abendgebet, und Viertel vor neun abends gingen wir nach Hause.

Dreimal pro Woche gab es abends eine Lektion namens „Schaul’s Lektion“. Wir studierten den „Lebensbaum“ von ARI. Diese Lektion wurde unter keinen Umständen abgesagt, auch wenn sie nur von einer Person – Schaul (normalerweise waren wir  6 – 7) besucht wurde.

Shaul interessierte sich nur für den “Lebensbaum”. Als wir die letzte Seite erreichten, fragte RABASH ihn traditionell: „Nun, was werden wir als nächstes lernen, Schaul?“. Shaul antwortete: „Lasst uns noch einmal von vorne anfangen“. RABASH blätterte leise die Seiten um und fing in aller Ruhe wieder von vorne an…

20:45 Uhr waren alle Unterrichte vorbei. Fünf Minuten nachdem Rebbe auf dem Weg zu sich nach oben war, schlief er.

Er hatte die große Fähigkeit, keine Minute seines Lebens zu verlieren und die Kräfte zu bewahren. Wenn er todmüde war konnte er für 3 Minuten die Augen schließen und sofort einschlafen. Nach genau drei Minuten weckte ich ihn. Er wachte fröhlich auf, als ob er 8 Stunden geschlafen hätte und sagte: „Oh, wie ich geschlafen habe?!“. Danach konnte er 2-3 weitere Stunden unterrichten.

Er änderte nie seinen Zeitplan. Der änderte sich nur, wenn wir in einem Krankenhaus lagen oder nach Tiberias[1] gingen.

Es war eine ganz anderes Studium und eine andere Beziehung.

Es dauerte eine Weile, bis ich herausfand, warum man alles so streng, jeden Augenblick! alles einhalten musste. Zuerst hatt ich alles auf seinen Charakter zurückgeführt, auf Jerusalemer Abhärtung. Dann wurde mir klar, dass es einen tiefen Sinn darin gibt.

[1] Tiberias ist eine Stadt am Westufer des See Genezareth in Galiläa im Nordosten Israels. Genezareth ist der niedrigste Süßwassersee der Welt.

 

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Fortsetzung folgt…