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Wie kann die Religion aus der Krise heraus kommen, in der sie sich befindet?

Michael LaitemanEine Frage, die ich erhielt: Sie sagten, dass die Religion uns einen Dienst erwies, indem sie uns zeigte, wie wir gemeinsam existieren können und dass der menschliche Egoismus dank der Religion tolerierbar wurde. Stellen wir uns nun vor, dass die Religion nie existiert hat. Der Egoismus hätte die Menschheit auseinander gerissen und wegen dem großen Leid hätten wir unsere logische Schlussfolgerung viel schneller erreicht, d.h. das Studium der Kabbala und die Erreichung des Ziels der Schöpfung. Bedeutet das nicht, dass Religion nicht nur gefährlich, sondern äußerst gefährlich ist?

Meine Antwort: Die Rolle der Religion in der Entwicklung (der Seele) des Menschen wird erst klar werden, nachdem wir die Herrschenden Kräfte erreicht haben. In der Zwischenzeit müssen wir von der Realität lernen: So entwickelt sich unsere Welt, zuerst durchlaufen wir die primitiven Glaubensrichtungen, dann Glaube innerhalb der Religionen, dann den Glauben an die Wissenschaften und schließlich die Wissenschaft der Kabbala. Hier erreichen wir die Möglichkeit, unsere Augen mithilfe einer neuen Eigenschaft zu öffnen und das Universum als das zu sehen, was es wirklich ist.

Kabbalisten vergleichen den Zustand davor mit dem Schlaf oder einer Unbewusstheit. Während Sie also noch nicht die Fähigkeit haben, die wahre Welt wahrzunehmen während Sie schlafen, sollten Sie einfach akzeptieren was Sie fühlen und weiter voranschreiten. Dann wird Sie das Licht des Kabbalastudiums „erwecken“.

Ich akzeptiere alles was in der Welt geschieht als Dinge, die mir gegeben wurden, um mich zu entwickeln. Nur unter dieser Perspektive bilde ich mir eine Meinung von allem was passiert. In unserer Zeit muss sich die Religion transformieren und der Kabbala den Weg freimachen. Die Religion sollte dem Leben der Menschen nur eine kulturelle Grundlage geben, ohne Anspruch auf die Seele oder die kommende Welt usw., da sie in Wirklichkeit nichts von diesen Dingen weiß. Ihre Aufgabe besteht darin, schwachen Menschen psychologische Unterstützung zu geben, wie ein Psychologe oder Therapeut, aber nicht mehr als das. Dann wird die Religion fähig sein, aus der Krise heraus zu kommen in welcher sie sich befindet und aufhören, Drohungen und Gewalt anzuwenden, um Menschen zu beeinflussen und deren Respekt zu verdienen.

Die Beziehungen zwischen dem Menschen und Gott werden in der Kabbala erklärt, indem der Schöpfer dem Menschen enthüllt wird. Ich betrachte mich selbst als religiös, da dies die Religion ist, der ich folge, anstatt der verdrehten und mechanischen, welche Gehorsam und gegenstandslose Befolgung (Musar) verlangt.

Wenn Baal HaSulam Religion sagt, dann meint er damit nur Kabbala, während er sich auf den Rest mit Kultur, Tradition oder Ethik (Mussar) bezieht. Hier ist ein Ausschnitt aus dem Artikel „Das Wesen der Religion und ihr Ziel“:

„Viele irren sich und vergleichen unsere heilige Torah fälschlicherweise mit dem System „Mussar“ (= Ethik und Moral). Doch das geschieht aus dem Grunde, dass sie seinerzeit nicht den Geschmack der Religion gekostet haben. Und ich rufe sie auf: ‚Kostet und sehet (empfangt das Höhere Licht in eurer Seele und enthüllt), dass der Schöpfer gut ist.‘

Ehrlich gesagt sind sowohl die Ethik als auch die Religion auf eines ausgerichtet – den Menschen aus dem Schmutz der vergifteten Eigenliebe auf die erhabene Spitze der Nächstenliebe zu erheben. Und damit einhergehend sind sie so weit voneinander entfernt, wie die Gedanken des Schöpfers von den Gedanken der Geschöpfe. Denn die Religion entstammt den Gedanken des Schöpfers, und das System „Mussar“ ist Frucht der Gedanken von Fleisch und Blut und ihrer Lebenserfahrung.“

Verwandtes Material:
Blog-post: Und Gott schuf den Menschen in Seinem eigenen (Ab)Bild
Artikel von Baal HaSulam: Exil und Erlösung