Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Das stärkste Gebet ist das Verlangen der Gruppe nach der Eigenschaft des Gebens

Eine Frage, die ich erhielt: Welche Rolle spielt das persönliche Gebet in der Kabbala und erhört der Schöpfer es? Kann ein Gebet, das mit eigenen Worten formuliert wurde, emporsteigen? Kann es sich auch auf körperliche Dinge beziehen, wie der Wunsch nach einem Haus oder gute Gesundheit?

Meine Antwort: Ein Gebet an den Schöpfer kann alles betreffen. Es muss jedoch aus dem Herzen kommen; gesprochene Worte haben nicht die geringste Bedeutung.

Tatsächlich ist alles, was wir spüren, schon unser Gebet. Wenn jedoch unsere Verlangen oder Gebete nicht mit dem Weg übereinstimmen, der zum Schöpfungsziel führt – der Gleichheit mit dem Schöpfer – dann werden sie „bereinigt“. In anderen Worten, wir erhalten „schlechte Noten“ (Bestrafung) und diese korrigieren uns. Das ist jedoch der lange und schwierige Weg zum Ziel.

Es gibt einen anderen kurzen und bequemen Weg, wenn wir unsere Verlangen oder Gebete auf die Gleichheit mit dem Schöpfer ausrichten – dem Schöpfungsziel. Wie machen wir das? Es ist nur durch die Vereinigung mit der Gruppe möglich und dadurch erhalten wir das Verlangen der Gruppe, die Eigenschaft des Gebens zu erlangen. Dann gelangen wir zu einem Verlangen oder Gebet, das „kollektives Gebet“ (Tfila be Tsibur) genannt wird.

 

Die Neuordnung von Baal HaSulam

Kommentar: Baal HaSulam schrieb „Eine Einführung in die Wissenschaft der Kabbala“, in der Sprache der Parzufim, der Sefirot. Vor ihm hat praktisch niemand die Kabbala in einem solchen Umfang beschrieben.

Damit zeigt er uns, wie unsere Wünsche und die Verbindung zwischen Verlangen und Licht entstehen. Zum einen sind es Gefühlszustände, die er in mathematischer Sprache zu erklären versucht.

Man muss die Materie sehr tief verstehen, sie fühlen, um sie in einer solchen physikalischen und mathematischen Sprache darstellen zu können.

Frage: Es ist interessant, dass Wissenschaftler die Schriften von Baal HaSulam nicht studieren. Die Tora wird seit Tausenden von Jahren studiert, aber Baal HaSulams Schriften nicht, vielleicht weil sie etwas Neues sind? Immerhin hat er seine Artikel erst vor 100 Jahren geschrieben.

Antwort: Ari hat die Sprache der Kabbala schon im sechzehnten Jahrhundert verwendet.

Frage: Dennoch ist die Sprache Aris sehr verschleiert, nicht so enthüllt wie bei Baal HaSulam. Glauben Sie, dass die Zeit kommen wird, in der die Menschen es erforschen werden, oder wird es so bleiben?

Antwort: Ich denke, die Menschen werden es bereits in ihrem Leben erkunden, denn wir befinden uns im Übergang von der verborgenen Welt zur Welt der Offenbarung. Die Menschen werden ein Gefühl dafür haben, wie es tatsächlich geschieht.

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Aus der Fernsehsendung „Einführung in die Wissenschaft der Kabbala“, 13.08.2023

Auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache mit dem Schöpfer

Kommentar: Wir haben ein Problem, wie wir mit dem Schöpfer Kontakt aufnehmen können. Es ist nicht schwierig für uns, miteinander zu kommunizieren, denn wir Menschen haben eine gemeinsame Sprache und es ist möglich, direkt oder zumindest über einen Dolmetscher zu sprechen. Auf diese Weise können wir miteinander kommunizieren.

Außerdem haben wir die gleichen Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten. Wir haben die Fähigkeit, auf unterschiedliche Art und Weise und mit Hilfe spezieller Geräte, die wir als Kommunikationsmittel entwickeln, mit anderen Kontakt aufzunehmen.

Aber wie sollen wir mit dem Schöpfer umgehen? Mit welchen Mitteln und auf welche Weise können wir mit ihm in Kontakt treten? Dies kann nicht mit denselben Sinnen geschehen, mit denen wir andere Menschen und generell diese ganze Welt wahrnehmen.

Es gibt noch viele Phänomene in unserer Welt, die uns verborgen sind. Wir versuchen sie zu entdecken und zu verstehen. Es gibt Phänomene, die jenseits der Reichweite unserer Sinne liegen und daher für unsere Wahrnehmung unzugänglich sind. Und doch lernen wir im Laufe der Zeit immer mehr über die Welt um uns herum. Vor hundert oder zweihundert Jahren hatte der Mensch noch nicht so viel Wissen über unser Universum wie heute, in der die Wissenschaft so weit fortgeschritten ist.

Was den Schöpfer betrifft, so gibt es keinen Fortschritt. Er war vor uns verborgen, und so ist es immer noch. Die Höhere Kraft ist vor uns verborgen, wie hinter undurchdringlichen Mauern, sie verbirgt sich hinter der ganzen Natur und wirkt mit allen möglichen Mitteln auf uns ein. Wir können sie mit unseren materiellen Sinnen, mit denen wir in dieser Welt leben, nicht offenbaren.

Wir können den Schöpfer nicht sehen, nicht hören, nicht berühren. Was sollen wir also tun? Die Kabbalisten erklären, dass es möglich ist, gewöhnliche materielle Handlungen auszuführen, aber nur, wenn wir sie mit der richtigen Absicht begleiten und unsere besondere Haltung gegenüber dem Schöpfer zum Ausdruck bringen. Dann wird Er es verstehen, hören und annehmen.

Allmählich können wir durch dieses Streben, dieses Verlangen, dem Schöpfer näher kommen. Je mehr wir nach Ihm streben, desto mehr bringen wir Ihn uns näher und allmählich tritt Er in unsere Empfindungen ein und offenbart sich in ihnen bei jeder Gelegenheit.

Am Anfang erscheint uns der Schöpfer wie durch Nebel, wie durch eine Wolke, in vagen Empfindungen. Dann offenbart er sich mehr und mehr, bis wir erkennen, dass diese Höhere Kraft den ganzen Raum um uns herum ausfüllt und es nichts außer dem Schöpfer gibt. Alles, was wir sehen, hören, in irgendeiner Form fühlen, alles, was wir wahrnehmen, ist der Schöpfer. Schließlich werden wir spüren, dass Er die ganze Wirklichkeit ausfüllt, alles umfasst, alles außerhalb und innerhalb von uns kontrolliert.

So lohnt es, zu erforschen, wie wir unserem Schöpfer näher kommen können.

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Aus der Lektion „Empfangen und Geben eines Geschenks“. 

Übergang Von der Illusion zur Wahrnehmung der wahren Realität

Eine Frage, die ich erhielt: Welche Absicht sollte man haben, wenn man das Buch Sohar liest: das Licht zwischen den Freunden zu offenbaren, den Text in sich selbst zu offenbaren, oder beides zusammen? Und was ist wichtiger?

Meine Antwort: Ich betrachte diese beiden Aspekte nicht getrennt. Wir sprechen davon, dass die ganze Welt im Inneren eines Menschen existiert, also die gesamte Realität, die ich wahrnehme. Auch wenn ich derzeit in einer Illusion existiere und denke, dass ich Freunde vor mir sehe, die Welt um mich herum, Feinde, Häuser, Sterne und alles andere, so ist es doch so, dass all dies mein eigenes Verlangen ist. Wie ich es wahrnehme, hängt also von meinem Verlangen ab.

Mein Verlangen enthält Sphären. Einige davon sind meine inneren Sphären, die Wurzel (Shoresh), Seele (Neshama) und Körper (Guf) genannt werden. Dann gibt es noch zwei äußere Sphären, genannt Kleider (Lewush) und Haus (Heichal).

Deshalb nehme ich mich selbst in den inneren Sphären (der Wurzel, der Seele und dem Körper) wahr, in den äußeren Sphären (den Kleidern und dem Haus) dagegen die Welt, die außerhalb von mir zu sein scheint. Der Grund dafür ist, dass sich die beiden äußeren Sphären während der Zweiten Einschränkung (Zimzum Bet) von mir getrennt haben. Deshalb umgeben sie mich. In Wirklichkeit sind sie jedoch in mir. Sie existieren in mir, aber ich nehme sie als äußerlich wahr.

Da meine inneren Wünsche Keter, Chochma und Bina sind, oder Wurzel, Seele und Körper, nehme ich in ihnen das Innere Licht wahr – NaRaN. In den Wünschen, die mich umgeben (Kleidung und Haus), gibt es ein schwaches Umgebungslicht, und deshalb halte ich sie nicht für sehr wichtig. Ich bin in gewissem Maße von ihnen abhängig; zum Beispiel leuchten die Sterne und die Sonne für mich, und die Welt umgibt mich, aber das Wichtigste bin ich.

Ich ahne nicht einmal, dass meine wichtigsten Wünsche außerhalb von mir liegen, obwohl sie alle zu mir gehören. Es ist nur so, dass ich innerhalb einer Illusion existiere, in der sie mir fremd erscheinen.

Wo befindet sich also die Gruppe, der Lehrer, der Schöpfer, das Buch Sohar, die ganze Welt, mein Ehepartner? Und wo meine Kinder? Sie alle existieren in meinen Wünschen. Wen habe ich geheiratet? Meinen Wunsch. Wen habe ich heute angeschrien? Über wen habe ich gelacht? Das waren alles meine eigenen Wünsche. All das bin ich.

Du könntest nun fragen: „Wenn du sagst, dass ich in dir bin, aber ich sage, dass du in mir bist, wer hat Recht?“ Die Antwort ist, dass beide Recht haben!.

Solange wir uns nicht über diese Welt in die Spiritualität erheben, werden wir uns nicht von dieser Illusion befreien können. Wenn ich jedoch die ganze Welt als meinen Wunsch betrachte, dann ist es viel einfacher für mich, von dieser illusorischen Wahrnehmung der Realität zur wahren Empfindung der Realität zu gelangen.

Aus der täglichen Kabbala Lektion „Sohar“

Wie kann ich jemanden lieben, der mich hasst?

Kommentar: Sergej fragt: “ Sie wiederholen immer wieder „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Sie kommen immer wieder auf dieses Gesetz zurück und sagen, dass es das Wichtigste ist.

Frage: Wer ist dieser Nächste, den man lieben sollte wie sich selbst? Wie kann man einen Nächsten lieben, der viele böse Taten geplant und begangen hat und noch nicht einmal die geringste „Reue“ zeigt?

 Antwort: Ja, dennoch müssen wir unsere Haltung gegenüber allen Menschen überdenken und erkennen, dass unsere Haltung gegenüber allen Menschen eine schreckliche, negative, egoistische ist und wir unbedingt absolute Vergebung brauchen, für jeden Einzelnen von uns. Man muss über sich selbst urteilen und den Schöpfer bitten, sich zu rechtfertigen.

Frage: Wollen Sie damit sagen, dass ich meinen Nächsten nicht so behandle, da ich so schlecht bin und nicht er?

Antwort: Natürlich. Wie soll es sonst sein?

Kommentar: Er hat so viele schreckliche Taten gegen mich, meine Angehörigen und meine Familie begangen….

Antwort: Die Schlussfolgerung ist, dass entweder der Schöpfer vollkommen ist und Sie ihm entgegengesetzt sind, oder umgekehrt.

Frage: Entweder ist der Schöpfer oder ich vollkommen? Sie sagen: „Der Schöpfer ist vollkommen“?

Antwort: Ja, in diesem Fall sind Sie Ihm entgegengesetzt.

Frage: Wenn man also sagt, dass all diese Handlungen die Handlungen des Schöpfers sind, dann macht der Schöpfer all diese Dinge nur, damit ich mich selbst auf diese Weise betrachte, also meine Sicht auf mich so ausrichten kann?

Antwort: Ja.

Frage: Absolut alles? Tragödien, Kriege, alles, was um mich herum passiert?

Antwort: Auf jeden Fall. Nichts ist von Bedeutung, die Hauptsache ist die Möglichkeit, die eigene Haltung gegenüber dem Schöpfer zu korrigieren.

Frage: Ist das der einzige Weg des Menschen?

Antwort: Ja, das ist sein ganzes Leben.

Frage: Und all unsere jahrhundertelange Geschichte, die Tragödien der Kriege, dienen nur diesem Zweck?

Antwort: Absolut nur dafür.

Frage: Wenn der Mensch Erfolg hat, bedeutet das, dass die ganze Kette funktioniert hat? Im Allgemeinen alles, was passiert ist?

Antwort: Ja. Wie in einem Traum.

Frage: Das war ein Traum. Was ist kein Traum?  

Antwort: Kein Traum – wenn man all das rechtfertigt und den Schöpfer über sich und die eigene Meinung erhebt, dann wird man sehen, was es bedeutet, außerhalb eines Traums zu existieren.

Frage: Sie sagen “ den Schöpfer erheben“. Was meinen Sie mit „Schöpfer“?

Antwort: Das Schicksal.

Frage: Mein Schicksal? Das heißt, mein Schicksal hat mich zu mir geführt?

Antwort: Natürlich.

Frage: Mein Schicksal ist der Schöpfer? So sollte jeder denken, jeder einzelne der acht Milliarden Lebenden?

Antwort: Ja. Dadurch verbinden wir uns miteinander zu einem gemeinsamen guten Verlangen.

Frage: Wenn wir also ähnliche Absichten in unserem Verlangen haben, uns miteinander beschäftigen, dann sind wir dadurch untereinander verbunden?

Antwort: Ja.

Kommentar: Das verstehe ich. In diesem Moment denke ich aber nur an mich, ich bin derjenige, der schlecht ist. Ich denke nicht an jemand anderen.

Antwort: Das macht nichts. Du korrigierst deinen Teil des Verlangens in der Welt.

Frage: Noch eine letzte Frage. Wir haben mit „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ als Lebensgesetz begonnen. Wo steht hier „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, wenn ich anfange, mich mit mir zu beschäftigen, mich zu korrigieren?

Antwort: Liebe den Nächsten bedeutet, wie du ihn siehst, ihn dir vorstellst, so musst du ihn lieben, wie du dich selbst liebst.

Frage: Es stellt sich heraus, dass „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ eine Arbeit an sich selbst ist?

Antwort: Ja, natürlich. Was verlangt sie? Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das heißt, in dem Moment, in dem man merkt, dass man nicht lieben kann, fängt die Arbeit an.

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Aus der Fernsehsendung „Nachrichten mit Michael Laitman“

Der Unterschied zwischen dem spirituellen und materiellen Verlangen

Kommentar: Der ganze Unterschied zwischen den höheren spirituellen Welten und dieser Welt besteht darin, dass das Verlangen das in Shefa (Fülle) enthalten ist, sich noch nicht in seiner endgültigen Form materialisiert hat. Es definiert sich dadurch, dass es sich noch in den spirituellen Welten befindet, die höher sind als diese Welt. (Baal HaSulam, „Einführung in die Wissenschaft der Kabbala“)

Frage: Nachdem sich ein Verlangen materialisiert hat, befindet es sich bereits in unserer Welt. Was ist der Unterschied zwischen einem Wunsch, der sich in der spirituellen Welt befindet und demselben Verlangen das sich in unserer Welt materialisiert hat?

Antwort: Der Unterschied liegt im Verlangen selbst, in seiner Qualität und seinem Niveau, d.h. in dem, womit es alles zu füllen sucht – entweder mit irdischen, egoistischen Wünschen, Vergnügungen, Absichten, Erfüllungen oder mit dem Spirituellen. Das ist der große Unterschied zwischen dem Verlangen, ihrer Abstufung, ihrer abgestuften Aufteilung.

Frage: In unserer Welt teilen die Psychologen die Verlangen in fünf Typen ein: die grundlegenden Verlangen und die Verlangen, den Sinn des Lebens zu verstehen: „Wer bin ich, was bin ich“? Stellt es sich heraus, dass es sich bei all diesen Verlangen um materielle Wünsche handelt?

Antwort: Ja, sie beziehen sich alle auf materielle Verlangen. Das heißt, es sind jene Wünsche, die ein Mensch empfinden kann der in unserer Welt geboren wurde, der in unserer Welt lebt und sie als einen Ort empfindet, an dem er existiert.

Frage: Die Wurzel dieser Wünsche liegen in der spirituellen Welt, die sich noch nicht materialisiert haben. Wie werden sie vom Menschen empfunden? Angenommen, das Verlangen nach Nahrung, existiert das Gleiche in der spirituellen Welt?

Antwort: Wenn man zum Beispiel eine chemische Formel oder eine physikalische Gleichung aufstellt, ist das der Ausdruck des Verlangens in der Materie oder sogar über der Materie.

Frage: Ich versuche nur zu verstehen, was der Zusatz ist, wenn dieses Verlangen spirituell wird. Das Materielle ist mir klar, hier ist alles klar: Man nimmt ein Stück Fleisch, schluckt es herunter und bekommt eine Art Genuss durch die Rezeptoren. Aber wie geschieht das im Spirituellen?

Antwort: Im Spirituellen geschieht es auf die gleiche Weise. Man nimmt die Füllung, taucht sie in das Verlangen ein und erhält die Empfindung des gefüllten Verlangens.

Frage: Wo ist der Schöpfer in dieser Formel? Wo manifestiert Er sich darin?

Antwort: Er ist nirgendwo manifestiert. Er ist in deinen Empfindungen.

Frage: Er ist also diese Freude, diese Fülle?

Antwort: Das Gefühl der Quelle des Genusses wird als der Schöpfer definiert.

Wenn ich ein Stück Fleisch genieße, weiß ich nicht, woher mein Genuss kommt. Ich weiß nur, dass ich Genuss empfinde wenn das Essen mit meinen Rezeptoren in Berührung kommt. So bin ich gebaut. Im Spirituellen gibt es eine zusätzliche Quelle dahinter das heißt ich spüre denjenigen der mir diese zusätzliche Freude schenkt.

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Aus der Fernsehsendung „Einführung in die Wissenschaft der Kabbala“.

Damit die Liebe vollkommen wird…

Buch Sohar. Vorwort. Artikel „Das zweite Gebot“, Absatz 198: Das zweite Gebot ist … das Gebot der Liebe: Der Mensch muss den Schöpfer mit vollkommener Liebe lieben – selbst ohne Unterstützung, selbst wenn Ich dir nichts gebe, muss deine Liebe vollkommen sein, um mit Mir mit ganzem Herzen und ganzer Seele zu verschmelzen.

Dabei geht es um das Verlangen. Wenn mein Verlangen und das Verlangen meines Nächsten so funktionieren, dass ich sein Verlangen nutzen möchte, um mein eigenes zu erfüllen – dann nennt man das „Selbstliebe“.

Wenn wir uns in einem gleichberechtigten Zustand befinden: „Ich gebe ihm und er gibt mir“, wenn jeder von uns sein eigenes Verlangen und das seines Nächsten als eins wahrnimmt – sagen wir, wie in einer Mannschaft oder als „ein Mensch mit einem Herzen“ – dann ist dies der Zustand: „Tu dem anderen nicht an, was dir verhasst ist“. Dann seid ihr miteinander verbunden, aber unter der Bedingung, dass ihr durch ein einziges Verlangen miteinander verbunden seid. Das ist noch keine Liebe, sondern eine Verbindung von Freunden.

Liebe hingegen bedeutet, dass ich mein Verlangen nehme und es “unter“ das Verlangen des Freundes stelle (die Tiefe hängt von der Stärke der Liebe ab), um mein Verlangen nur dazu zu benutzen, das Verlangen des Freundes zu erfüllen. Sein Verlangen bestimmt alles für mich und ich lebe innerhalb seines Verlangens, wie die Mutter und ihr Baby – sie fühlt alles, was es fühlt, was es braucht und existiert nur dafür.  Das nennt man Liebe.

Mit dem ganzen Herzen und der ganzen Seele verschmelzen, bedeutet das Verlangen des Nächsten zu seinem eigenen zu machen und sich Tag und Nacht nur darum zu kümmern, seinem Wunsch zu erfüllen. Wann ist dies möglich? – Wenn alle durch eine höhere Kraft des Lichts miteinander verbunden sind.

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Aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar

Alles beginnt mit der Verbindung der Herzen

Kommentar: Das wichtigste Ziel des Kongresses ist es, die Herzen zu öffnen. Schließlich ist der Kongress eine Versammlung der Herzen, um das gebrochene Herz von Adam HaRishon, der gemeinsamen Seele, von der wir alle ein Teil sind, zu heilen. Wir müssen also versuchen zu spüren, wie weit unsere Herzen voneinander entfernt sind.

Als Herz wird das bezeichnet, was im Menschen ist, alle seine Wünsche und Gedanken, es sind Verlangen die erfüllt werden müssen. Wenn wir uns verbinden und versuchen einander zu fühlen, wird dies geschehen. 

In dem Maße, in dem wir den anderen wie uns selbst lieben, beginnen wir die Kraft zu spüren, die nach dem Zerbruch von Adam HaRishon aus uns gewichen ist. Wir werden unsere Herzen über unsere egoistischen Verlangen hinweg verbinden, dieses System korrigieren und wieder den Schöpfer fühlen. In unserem gemeinsamen Herzen wird eine einzige und besondere höhere Kraft herrschen- der Schöpfer.

Das ist das Ziel unseres Lebens und unserer Existenz, das Ziel der Erschaffung aller Welten und der gesamten Natur. Der Weg dorthin, die Gefühle und Gedanken die mit dem Prozess der Offenbarung des Systems des Schöpfers und des Schöpfers selbst zusammenhängen, werden als Öffnung des Herzens bezeichnet.

Wenn sich das Herz öffnet, fühlen wir, wie die spirituellen Organe in uns geboren werden und zu wachsen beginnen. Es ist wie in jedem, sich entwickelnden lebenden Körper: Gehirn, Herz, Leber, Arme, Beine usw.

Wir werden spüren, wie wir mit allen Teilen des Herzens handeln, insofern wir sie zu einem System verbinden wollen. Wie aus einem Samentropfen, der sich im Mutterleib entfaltet, so wird sich aus unserem winzigen inneren Wunsch nach Vereinigung, Verbindung, Gegenseitigkeit ein besonderes Wesen innerhalb der höheren Macht des Schöpfers entwickeln.

Wenn wir in der Lage sind, uns miteinander zu verbinden und mit dem Schöpfer zu verschmelzen, werden wir spüren, dass wir in einem Körper existieren, in einem Schöpfer, als Teile dieses gemeinsamen Körpers, die Freunde genannt werden. Wir werden wie Zellen eines lebenden Körpers wachsen und unsere Verbindung und unsere gegenseitige Abhängigkeit spüren. In dem Maße, in dem einer dem anderen und der andere dem Nächsten geben kann, werden wir uns immer weiter ausbreiten und einen gemeinsamen Körper aufbauen.

Man stelle sich Milliarden winziger Verlangen vor, von denen sich jeder nicht allein, sondern durch die Verbindung mit anderen Verlangen entwickelt und entsprechend seiner Bestimmung wächst.

Wenn wir uns auf diese Weise ausrichten, bauen wir ein Verständnis für den Schöpfer auf und beginnen zu verstehen, wer Er ist, wie Er in uns gekleidet ist und wie wir uns Ihm nähern können. Daraus wird deutlich wie wichtig jeder Freund ist, der das Verlangen nach dem Schöpfer vergrößert. Jeder Freund bringt mich näher zum Schöpfer, fügt mehr und mehr Verständnis hinzu, als würde man den Bildschirm vergrößern und weitere hundert, tausend, zehntausend neue Details hinzufügen, die sich zusammenfügen.

Es wird das Bild der höheren Welt und die Verbindung untereinander offenbart. Man sieht alle Bewegungen aller Menschen, ihre Gedanken, Absichten, alle Veränderungen, die in ihnen vor sich gehen. Man erkennt die Wurzel der Höheren Kraft, die alle auf diese Weise erweckt hat.

Auf diese Weise gelangen wir von der Liebe zu den Geschöpfen zur Liebe zum Schöpfer und erkennen die Realität. Alles geschieht durch die Verbindung der Herzen.

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Aus der Lektion „Vorbereitung auf die Öffnung des Herzens beim Kongress“.

Male dir die höhere Welt aus!

Unsere ganze Arbeit besteht darin, von der Wahrnehmung der Realität in den egoistischen Wahrnehmungsorganen, zur Wahrnehmung der Realität in den altruistischen Wahrnehmungsorganen zu wechseln.

Darin liegt der Unterschied zwischen der Wahrnehmung dieser Welt, zwischen unserer gegenwärtigen Wahrnehmung der Realität, in der wir in einer Lüge leben, entfernt vom Schöpfer. Wir wissen nicht, wo wir sind – uns fehlt das Verständnis, das Gefühl, das Wissen für die höhere Welt. Wir wissen nicht, wo wir existieren, mit Wem und in Wem wir uns aufhalten.

Die Veränderung der Wahrnehmung erfolgt durch die Anstrengung des Menschen. Zuerst muss der Wunsch nach einer Veränderung der Wahrnehmung vorhanden sein, denn es wird nur stattfinden, wenn wir es uns wünschen.

Deshalb müssen wir uns bemühen, uns eine höhere Wirklichkeit vorzustellen, ein Bild davon in uns schaffen (wie es in den kabbalistischen Büchern steht) und diese Beziehung zueinander in der Gruppe aufbauen.

Wenn wir studieren und über diese höhere Realität lesen, fordern wir eine Kraft heraus, die von oben kommt und unsere Sinne, die Schleusen der Empfindung  öffnet. Wir würden offenbaren wo wir wirklich sind, anstatt in diesem falschen, imaginären, erfundenen Bild zu verweilen, welches uns heute in unseren verwirrten Sinnen vorgespielt wird.

Unsere ganze Aufgabe besteht darin, das was als Realität bezeichnet wird, richtig zu definieren.

Jeder von uns sollte, so gut er kann, versuchen, sich ein bestimmtes höheres Bild vorzustellen. Er sollte es sich ausmalen, es für sich formen. Ein Bild in dem wir alle zusammen in unseren Wünschen und mit dem Schöpfer verbunden sind. Dort gibt es keinen Unterschied zwischen uns. Dort herrscht der Schöpfer (die Eigenschaft des Gebens und der gegenseitigen Liebe) in und zwischen uns.

Es gibt nichts anderes als diesen Zustand, es gibt keine imaginären Bilder, wir verlangen von dieser Wirklichkeit, dass sie auf uns wirkt und sich in uns verkörpert. Das sollte das Ergebnis unserer Anstrengungen sein.

Das ist es, wonach man ständig streben muss, wenn man den Sohar und andere kabbalistische Bücher liest. Deshalb sprechen diese Bücher von der wahren Wirklichkeit. Andernfalls könnten wir Bücher lesen, die in einem anderen Stil geschrieben sind, es aber keinen Sinn macht, sie zu lesen.

Wenn wir also in diesen Büchern der höheren Wirklichkeit lesen, müssen wir danach streben, sie zu erreichen. Wie Baal HaSulam in der „Einführung zu Talmud Esser HaSefirot“, P.155, schreibt: „Durch ein starkes Verlangen und den Wunsch das Material, das studiert wird, zu verstehen, erweckt man die Lichter, die die Seele umgeben“ und zwar aus  dem einzig existierendem Zustand, so korrigiert man sich.

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Aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar.

Eine neue Realität die auf dem Geben aufgebaut ist

Kommentar: Welche Veränderungen muss man durchlaufen, um sich von der materiellen Wahrnehmung der Realität in den Parametern der Zeit, der Bewegung und des Raumes zu lösen um zur Erlangung der spirituellen Realität zu gelangen?

Wir nehmen die Realität in unserem Verlangen zu genießen wahr. Was wir innerhalb dieses Wunsches erleben, wird materielle Welt genannt. Wenn wir uns über die Definitionen von Zeit, Bewegung und Raum erheben, gelangen wir zu einer neuen Wahrnehmung – der spirituellen Welt.

Wir sind so sehr in den materiellen Achsen von Raum und Zeit gefangen, dass wir uns nicht vorstellen können, was außerhalb davon sein könnte. Es gibt die Wissenschaft der Kabbala die uns lehrt, wie wir eine neue Wahrnehmung erlangen (Kabbala=Empfang), d.h. einen Sinn für die spirituelle Welt bekommen, die sich in unseren neuen, spirituellen Sinnen offenbart und wie wir von den materiellen zu spirituellen Empfindungen übergehen können. Das ist das Ziel des Menschen.

Das Leben in dieser Welt ist dazu bestimmt, von der materiellen zur spirituellen Wahrnehmung überzugehen. Die Kabbalisten geben uns Ratschläge, wie wir diesen Wandel in uns selbst vollziehen können, um von der materiellen Welt, die auf das Empfangen basiert, zur spirituellen Welt des Gebens zu gelangen.

In dem Maß in dem es uns gelingt, unsere egoistischen Sinne durch altruistische zu ersetzen, werden wir in der Lage sein, die höhere Welt zu erreichen, d. h. die mit den neuen Sinnen wahrgenommene Realität, die auf dem Geben und der Verbindung aufgebaut ist.

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Aus einer Lektion über „Wahrnehmung der Wirklichkeit“, 27.01.2023