Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Ist Atheismus mit der Kabbala vereinbar?

Michael LaitmanEine Frage, die ich erhielt: Seit längerem geht mir folgendes durch den Kopf. Wir sagen, dass die Kabbala keine Religion ist oder irgendein Glaubenssystem erfordert. Aber mittlerweile wird Atheismus sogar von vielen als eine Religion angesehen und sie entwickelt sich als eine der schnellsten, selbst wenn dies als Widerspruch erscheint, denn viele betrachten Religion als ein System des Glaubens an Gott. Jedenfalls sagt man, dass das Kabbalastudium weltlich ist. Daher meine Frage: Kann ein Atheist ein Kabbalist sein oder erfordert die Kabbala einen Glauben an Gott? Schließlich ist das Ziel der Kabbala wie Gott zu werden.

Meine Antwort: Die Kabbala unterscheidet sich von „all den anderen“ (egal ob Religion oder nicht) darin, dass sie eine klare Erlangung des Schöpfers ermöglicht, damit du den Schöpfer so wahrnimmst wie einen Freund und sogar darüber hinaus. Daher gibt es in der Kabbala keinen Platz für einen Glauben an etwas, was andere dir erzählt haben. Du musst vielmehr dich selbst, die gesamte Welt und alle Seelen erlangen, und innerhalb von ihnen – den Schöpfer in Seiner Gesamtheit.

Atheismus ist der Glaube, dass der Schöpfer nicht existiert, wohingegen Religion der Glaube ist, dass der Schöpfer existiert. Demgegenüber ist Kabbala die Enthüllung des Schöpfers – durch Erforschung der Natur innerhalb dir selbst oder in deinen Wahrnehmungen.

Diesbezüglich ist die Kabbala den Wissenschaften ähnlich. Allerdings enthüllen die anderen Wissenschaften die Welt innerhalb unserer bisherigen Sinne, wohingegen die Kabbala dies mit einem zusätzlichen Sinn macht – und zwar mit der Seele, die du erst in dir entwickeln musst. Jedenfalls spricht die Kabbala, wie jede andere Wissenschaft auch, nur über Dinge, die man mit eigenen Sinnen wahrnehmen kann! Sie interessiert sich nicht für etwas, das nicht wahrnehmbar ist oder nicht erforscht, wiederholt und geprüft werden kann und betrachtet so etwas als unwirklich. Diese Herangehensweise macht sie definitionsgemäß zu einer Wissenschaft. In Baal HaSulams Artikel „Das Wesen der Wissenschaft Kabbala“ wird Kabbala folgendermaßen definiert: „Kabbala ist die Methode, allen Menschen dieser Welt den Schöpfer zu enthüllen“ – und zwar jeder Person und allen zusammen.

Wie alle Wissenschaften verwendet auch die Kabbala wissenschaftliche Methoden und Werkzeuge (auch wenn Wissenschaftler dem nur schwer zustimmen werden, da sie gewohnt sind, die Welt ausschließlich durch unseren tierischen Körper zu erforschen). Die wissenschaftliche Methode setzt folgendes voraus:

  • Jede wissenschaftliche Aussage muss durch ein Experiment bewiesen sein.
  • Jede wissenschaftliche Aussage kann auch als unrichtig erwiesen werden.
  • Es ist zwecklos einen Gedanken zu diskutieren, der in der Praxis nicht bewiesen werden kann. Als Beispiel dient folgende wissenschaftliche Meinung über die Existenz G-ttes : Immanuel Kant hat aufgezeigt, dass weder die Existenz G-ttes noch seine Nichtexistenz bewiesen werden können. Der bloße Begriff eines unerreichbaren und allmächtigen G-ttes kann nicht Gegenstand eines Experiments sein, denn wenn G-tt allmächtig ist, könnte er auch das Ergebnis des Experiments kontrollieren. Die Menschen akzeptieren keinen Gott durch Beweisführung, sondern nur durch den Glauben. Daher liegt die Vorstellung eines G-ttes außerhalb der Wissenschaft. Sämtliche Fragen „Warum ist etwas so oder so?“ können dann mit einem „Weil es G-ttes Wille ist“ beantwortet werden. (Religionen zwingen die Menschen, alle Fragen auf diese Weise zu beantworten, weshalb der wissenschaftliche Fortschritt verzögert wurde. ) Kabbala ermöglicht uns durch ihre Anwendung, den Schöpfer und Seine Handlungen zu enthüllen. Jedenfalls steht sie Dingen gleichgültig gegenüber, die in der Praxis nicht verifizierbar sind, so wie unsere weltlichen Wissenschaften auch.
  • Jede wissenschaftliche Aussage muss logisch sein und darf den bereits bekannten Gesetzen nicht widersprechen. Gewöhnlich werden alte Gesetze zu spezifischen Fällen der neuen Gesetze.
  • Jede wissenschaftliche Aussage muss auf ihre eigenen „Schwachpunkte“ hinweisen; es muss erwähnt werden, welche ihrer Teile Gegenstand eines Zweifels oder Widerspruchs sind.
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