Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Flügel müssen festgenagelt werden

Frage: Wie kann man sich keine Sorgen um das materielle Leben, die Arbeit, die Familie machen? Was soll man tun, wenn die dringende Notwendigkeit den Freund dazu zwingt, diesen Sachen mehr Anstrengungen als der Gruppe zu widmen? Wie kann man die gesamte Aufmerksamkeit nur auf den Punkt der freien Wahl richten?

Meine Antwort: Wir leben in dieser Welt. Hier muss der Mensch heiraten, arbeiten und ein vollwertiger Bürger sein. Äußere Bedingungen werden von uns als gesetzmäßig wahrgenommen: diese Welt ist nicht umsonst genau so erschaffen worden und vom Prozess, den wir durchlaufen müssen, getrennt. Alles ist aus der spirituellen Welt herabgestiegen und umgibt uns notwendigerweise.

Alle Gratwanderungen, die die Menschheit im Ganzen und jeder im Einzelnen durchläuft, in welcher Form und in welchem Ausmaß auch immer sie zum Vorschein kommen mögen, müssen genau so verlaufen. Es gibt keine Zufälle. Und darum muss der Mensch ein normales Leben führen und sich um alles Nötige kümmern, wie es üblich ist.

Was bedeutet „wie es üblich ist“? Der Mensch muss für die dringend notwendigen Sachen sorgen, für eine normale Existenz: Familie, Wohnung, Kinder, Rente, Urlaub usw. Und für das Kabbala-Studium wurden uns vormorgendlichen Stunden zur Verfügung gestellt, die wir von der Erholung, vom Schlaf „rauben“. Außerdem muss man dem Studium eine bis anderthalb Stunden vor dem Schlafengehen widmen, wenn dazu die Möglichkeit besteht.

So ist unsere Welt erschaffen: mit dem Haushalt beschäftigt sich ein Mann von Natur aus weniger als eine Frau und muss es deshalb durch das Studium der Kabbala ausgleichen. So haben es auch die Kabbalisten der vergangenen Tage gemacht. Rabash hat als einfacher Arbeiter im Straßenbau und auf dem Bau gearbeitet, stand jedoch zwei oder drei Stunden früher als alle Anderen auf und studierte. Abends nach der Arbeit, wenn sich alle erholt haben, saß er ebenfalls und studierte.

Wir müssen also nicht unsere materiellen Angelegenheiten vernachlässigen. Jeder Sache muss lediglich eine entsprechende Bedeutung beigemessen werden. Manche verachten dieses Leben und wollen sich wie Engel darüber erheben: „Ich kümmere mich jetzt nur um die Seele“. Das ist falsch, denn als „Seele“ wird dein Verlangen zu genießen bezeichnet, welches durch die Absicht um des Gebens an den Nächsten willen korrigiert wurde. Bis dahin hast du keine Seele. Das muss man verstehen.

Zuerst musst du dein unkorrigiertes egoistisches Verlangen zum Vorschein bringen und versuchen, wenigstens einen Teil davon zu korrigieren. Dann kriegst du eine Seele. Und das kann nur mit Hilfe der Umgebung sowie durch eine normale allgemein übliche Beteiligung an allen Sorgen des gewöhnlichen Lebens erreicht werden.

Die Wissenschaft der Kabbala erzählt von der Korrektur der Welt, von der Korrektur aller Menschen, weil sie sich sehr realistisch gegenüber jedem, gegenüber seinem Leben, gegenüber der menschlichen Gesellschaft im Ganzen – gegenüber allem – verhält. Kabbala nimmt diese Welt als Folge der spirituellen Welt wahr. Gerade in den hier herrschenden Bedingungen müssen wir die Korrektur durchlaufen.

Wir schalten uns auf keinen Fall vom Leben ab, wie das in manschen anderen Methoden praktiziert wird. Das Sich-Zurückziehen von der Welt, der Kloster, die Mönchszelle, der Lotossitz in den menschenleeren Bergen – all das sind nicht unsere Methoden. Der Mensch muss am menschlichen Leben teilnehmen.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 24.02.2011


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