Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Ein Treffen mit dem Engel Raziel

Es ist einfach in einer Linie, entweder in der linken oder der rechten zu arbeiten. Wesentlich schwerer ist es, in der Mitte zu sein, und diese beiden Linien in einer Quelle zusammenzuführen und dort in der Mitte zwischen Klipa (Hülle) und Heiligkeit zu verweilen.

Dazwischen zu sein bedeutet, dass man so gut man kann aus der Klipa schöpft und es der Heiligkeit hinzufügt. Auf diese Art und Weise entwickelt man sich weiter, bleibt jedoch unter einer Autorität; man wird seiner Autorität gerecht und sucht nach einem neuen Ort, wo man frei ist, um  aufs Neue wiederum die Heiligkeit zu bevorzugen. So wird durch diese Punkte der Einheit des eigenen freien Willens  eine Linie erschaffen.

Einerseits erfolgt alles durch den Schöpfer, durch geheime Vorsehung (HaWaYah), die von oben herabsteigt und sich so verinnerlicht. Die geheime Steuerung ist die innerste Steuerung (die Steuerung von HaWaYah), die sich nahe der Enthüllung befindet. Andererseits sagt man:“Wenn ich nicht für mich bin, wer wird dann für mich sein“, was bedeutet, dass man die beiden Linien dadurch ergänzt, dass man all seine Anstrengungen der oberen Vorsehung hinzufügt und sich innerlich daran anhaftet. Die mittlere Linie drückt also Anhaftung und wechselseitiges Geben zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer aus.

Das Geschöpf versteht, dass alles von Oben kommt, erklärt aber die Herrschaft des Schöpfers immer noch für nichtig und sagt, dass es das Gleiche gemäß seinem freien Willen tun würde. Was es natürlich letztlich nicht tut, da es unter der Vorherrschaft der oberen Vorsehung steht – jedoch aus freiem Willen, weil es sich mit dem Schöpfer identifizieren will. Obwohl ihm klar ist, dass niemand die Möglichkeit hat, die obere Vorsehung zu umgehen und etwas aus sich selbst zu tun, hält das Geschöpf immer noch an dem Gedanken fest, den ihm der Schöpfer vermittelt hat – als ob es sein eigener freier Wille wäre – völlig eigenständig zu sein. So schreitet es voran.

Es ist kein Spiel, da der Schöpfer mit seiner Entscheidung, eine bestimmte Handlung auszuführen, einverstanden ist und ihm die Illusion von Leben und Tod gibt. Das ist kein Scherz, sondern eine sehr ernste Angelegenheit. Das Geschöpf bekommt aber diesen freien Willen und kann sein Schicksal von großen Leiden entlang des Pfades „zu seiner Zeit“ zu großer Freude entlang des Pfades „Ich werde es beschleunigen“ verwandeln. Das heißt, es kann sein ganzes Leben vom schlechtesten zum besten Zustand verändern.

Dies passiert durch die Erschaffung eines Raumes, in dem das Individuum unabhängig ist und eine Art von Adam (ein menschliches Wesen) etabliert, denn wenn jemand diesen Raum, in dem er freien Willen haben kann, nicht erschafft und glaubt, dass alles von Oben gelenkt wird und zu allem „Gott sei Dank“ sagt – wie das orthodoxe Menschen aufrichtig sagen – dann gibt es nichts, was man hinzufügen könnte. Es wird alles unter die Herrschaft des Schöpfers gestellt.

Wenn jemand nicht religiös ist, handelt er nach seinen natürlichen Instinkten und der Schöpfer lenkt ihn, ohne sich zu offenbaren. Wenn jemand jedoch keine dieser Optionen akzeptiert und seinem eigenen freien Willen nachkommen will, erschafft er – entsprechend seinem freien Willen, einen Raum für seine eigene Befugnis. Durch diese eigenständige Befugnis entdeckt er dann sowohl die guten als auch die schlechten Seiten, die aufeinander prallen und miteinander kämpfen. Die Aufgabe des Individuums ist es, sie in der Mittleren Linie zu vereinigen, sodass sie einander ergänzen.

Die Verbindung zwischen diesem Raum des freien Willens und den Kräften, die in ihm wirken, erhält der Mensch durch seine Klärungen, Analysen und Synthesen und wird dadurch zu Adam, was auf hebräisch soviel wie „dem Schöpfer gleichend“ bedeutet. Diese menschliche Form wird von Grund auf schrittweise enthüllt. Dadurch, dass das Geschöpf Anhaftung an den Schöpfer erlangt, stellt es fest, dass auch die mittlere Linie mithilfe der Höheren Kraft erschaffen wurde und nennt diese Enthüllung „Engel Raziel“. [119038]

 

 


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