Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Die alltägliche Scham und die spirituelle Schande

Frage: Wie unterscheidet sich die spirituelle Scham von der Scham, die wir im Alltag empfinden?

Meine Antwort: Die alltägliche Scham ist egoistisch  und wird deshalb empfunden, weil mein Stolz nicht verletzt werden will. Die spirituelle Scham entsteht infolge der Beschränkung, weil ich mich nicht mehr um mich selbst sorge, mich nicht mehr über meine natürlichen Eigenschaften schäme. Folglich habe ich andere Sorgen.

Die Empfindung der Schande ist notwendig! Ich benötige sie für meine spirituelle Entwicklung, weil sie mir viel Kraft verleiht. Wenn man mich jetzt zum Schämen bringen würde, dann wäre ich sofort aufgeregt, so dass dieser neue Zustand mir Kraft und  Beweglichkeit geben würde. Ich werde folglich nicht mehr so still und schläfrig wie jetzt sein, sondern beginne zu handeln, um diese Scham „auszulöschen“. Ich werde bestimmt noch eine Zeit lang beunruhigt sein, bis ich schließlich zur Ruhe kommen werde.

Ich werde also bereit sein, alles Mögliche zu tun, um die Ursache meiner Schande zu beseitigen, ich werde keine Ruhe finden, bis meine Gefühle sich wieder harmonisieren. Wenn eine Person für meine Scham verantwortlich war, dann werde ich alles tun, um ihr später heimzuzahlen. Es gibt temperamentvolle und weniger temperamentvolle Menschen, aber jeder empfindet vergleichbare Gefühle.

Die Frage besteht eben darin, ob und wann ich einen Punkt erreichen werde, wonach ich persönlich nicht mehr betroffen sein werde und die gesamte Scham nur deshalb empfunden wird, weil ich mich für die Gesellschaft nicht aufopfere, am gesellschaftlichen Geschehen nicht teilnehme, nichts hinzufüge und nicht das tue, was meine Aufgaben betrifft? Nur dafür soll ich mich schämen.

Als ob man jemandem vorwerfen würde: „Schämen Sie sich nicht?“ Als ob man jemandem zeigen würde, wie er die anderen vernachlässigt. Aus diesem Punkt heraus beginne ich meine Korrektur.

Folglich werden meine persönlichen Eigenschaften nicht berücksichtigt, denn sie bilden meine tierische Natur. Habt ihr jemals gesehen, dass ein Tier sich für etwas geschämt hat? Habt ihr jemals eine Katze getroffen, die für den gestohlenen Schmand erröten würde, wenn sie dabei erwischt werden würde?

Ein Tier kann sich nicht schämen. Aber der Mensch in uns, den wir beginnen aufzubauen, schämt sich eben. Die Scham gehört zum Menschen, denn nur er kann sich dafür schämen, wenn er anderen nicht gibt, sich nicht genügend für das Wohl anderer Menschen sorgt, seine eigene Mission im Gesamtsystem nicht erfüllt.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Gabe der Tora“, 18.03.2013


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