Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Der Schritt entgegen

Man soll sich ständig bemühen, daran zu denken, dass alles, was mit uns geschieht, nicht die Folge unseres blinden Schicksals ist, sondern vom Schöpfer kommt, außer Dem es niemanden in der Welt gibt. Und wenn ich mich plötzlich an den Schöpfer erinnere, kommt dieser Gedanke auch nicht zufällig, sondern weil der Schöpfer es so will. Deshalb soll ich dafür dankbar sein, dass Er mich diese besondere Beziehung empfinden lässt, die mir von Oben gegeben wird, um darauf entsprechend zu reagieren. Es bedeutet, dass der Schöpfer mich an Sich angenähert hat.

Diese Annäherung kann sowohl unangenehm als auch gut empfunden werden. Denn die Empfindung erfolgt in meinem Verlangen zu genießen. Und wenn die Empfindung angenehm ist, dann soll ich daran arbeiten und versuchen, für den Schöpfer etwas Angenehmes zu tun.

Die angenehme Empfindung ist allerdings ein Problem, denn dadurch genießt unsere Selbstsucht und wird vom Stolz erfüllt. Dabei genieße ich entweder meine erhobene Stimmung oder die Befriedigung meines Strebens nach Ehre, Macht und Wissen. Unter solchen Bedingungen fällt es mir schwer, mir bewusst zu werden, warum ich mich plötzlich zum Schöpfer hingezogen fühle. Ob die Anziehungskraft wegen meiner Selbstsucht empfunden wird, weil es mir jetzt gut geht und sie mich vorwärts stößt, damit der Schöpfer meinen Stolz, meinen Durst nach Macht und Ehre ausfüllt?

Es fällt mir viel einfacher und leichter, mich auf den Schöpfer zu beziehen, wenn ich gerade keine Füllung und sogar im Gegenteil, die Dunkelheit empfinde. Denn ich bekomme dann keine Kompensation für das Verlangen zu genießen. Selbst wenn ich in dieser Situation nur eine kleine Bemühung tun werde, um mit dem Schöpfer zu verschmelzen, und dabei kein Genuss empfinde, dann kann ich mich über meine Selbstsucht erheben.

Somit ergibt sich, dass die schwachen Menschen gerade in die Finsternis geführt werden, damit sie aus dieser Dunkelheit hinaufsteigen und im Glauben über dem Verstand arbeiten können. Denn sie bekommen nichts im Verstand – alles ist dunkel. Deshalb wird es gerade auf diese Weise dem Menschen möglich, sich zu entwickeln.

Die starken Menschen dagegen empfinden die Belastung des Herzens, werden durch Erfolge im Erhalten des Geldes, der Macht, des Wissens erprobt. Der Mensch fühlt das Licht, das heißt die Füllung in all diesen Verlangen, soll aber dennoch über sie hinaufsteigen und sich nicht zwecks der Belohnung mit dem Schöpfer verbinden, die er jetzt für die Selbstsucht bekommen hat. Und das ist eine sehr schwere Arbeit.

Es ist gesagt: „Rufen Sie nach dem Schöpfer, während Er in der Nähe ist!“ Aber in der Nähe wovon: von meinem Verlangen zu genießen oder von der Möglichkeit, sich über Ihn zu erheben?

Möglicherweise lässt mich der Schöpfer die unangenehme Empfindung verspüren, will mich aber dadurch an Sich annähern und mir helfen, zu Ihm über meiner Selbstsucht hinaufzusteigen. Indem er mir allerlei Füllungen in den materiellen, egoistischen Verlangen gibt, wird Er mir nicht näher, sondern im Gegenteil, Er entfernt sich von mir. Oder Er kommt dann näher, wenn ich mich trotz aller egoistischen Versuchungen mit Ihm verbinden will.

Alles wird bezüglich des Menschen bewertet, der seine Zustände prüft und analysiert. Das Wichtigste ist seine innere Arbeit, wie er alle Zustände entziffert und über sie hinaufsteigt, wie er dabei den Schöpfer rechtfertigt, der ihm entgegenkommt. Er begreift, dass der Schöpfer den ersten Schritt ihm entgegen gemacht hat. Und wenn der Mensch es versteht, dann nimmt er jeden beliebigen Zustand an, den besten und den optimalsten für die Annäherung an den Schöpfer. So kommen sie mit jedem Schritt einander näher.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel aus dem Buch „Shamati“, 07.06.2012


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