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Der Blick auf das eigene Leben mit den Augen des Schöpfers

Frage: Nach dem Kongress in Nowosibirsk spüren wir eine sehr große Verantwortung, als wäre ein neues System der Beziehungen zwischen uns entstanden, bei dem unser ganzes Leben nur in gegenseitiger Fürsorge füreinander verlaufen sollte. Wie können wir die ganze Arbeit bei Null anfangen, wie können wir den ersten Schritt auf dieses neue Feld wagen?

Meine Antwort: Es wurde tatsächlich eine neue Wahrnehmung geboren. Doch die Verbindung an sich ist nicht neu, sie existiert bereits und enthüllt sich uns nur immer mehr. Ich merke, dass ihr euch in einem neuen Abschnitt seht und neue Empfindungen enthüllt habt. Dementsprechend wurde auch der Verstand erneuert, der zusammen mit den Gefühlen arbeitet. Nun besteht die Frage darin, wie wir das Ganze als Tatsache annehmen können, die uns zu einer noch größeren Verbindung vorantreiben würde – alle zusammen, mich eingeschlossen. Genau darin bestand die qualitative Veränderung – ich ordne mich immer mehr in die Gruppe ein, denn ihr habt einen fortgeschritteneren Zustand enthüllt.

Das weitere Vorankommen besteht darin, dass jeder die erreichte Einheit aufrechterhält. Zumindest sollten wir versuchen, das gleiche Gefühl, das während unserer Vereinigung auf dem Kongress entstanden ist, festzuhalten, und zwar trotz der genau entgegengesetzten Zustände, die folgen werden: es werden vollkommen entgegengesetzte Gefühle und Berechnungen aufkommen. Sie werden noch nicht einmal der einstigen Einheit widersprechen, sondern einfach ablenken und vom Weg abbringen, sie werden uns zwingen, wieder wie früher den kleinbürgerlichen Werten hinterherzulaufen.

Und hier sollten wir versuchen, unseren Zustand mit den Augen des Schöpfers zu betrachten, d.h. nicht nur „von unten nach oben“, sondern auch „von oben nach unten“ zu schauen. Das bedeutet, wir sollten uns selbst mit den Augen eines Kindes sehen, das sich für erwachsen hält.

Es blickt nicht einfach von seinem Platz zu den Erwachsenen auf, sondern malt sich aus, es wäre bereits erwachsen, und stellt sich vor, was es dann machen, wie es sein Leben einrichten und sich verhalten würde. Das heißt, wir müssen uns vorstellen, welche Einstellung wir unserem Leben gegenüber in einem bereits „erwachsenen“ spirituellen Zustand haben würden.

Erwachsen sein bedeutet, wie der Schöpfer zu sein. Und ich muss mir vorstellen, dass ich mich neben dem Schöpfer befinde und mein spirituelles Gefäß durch die vollkommene Verbindung aller Verlangen, durch unseren Selbstverzicht und den gegenseitigen Einschluss ineinander bis hin zur Unendlichkeit gebildet wird, so dass jeder von uns das ganze gemeinsame Verlangen und die Enthüllung des Schöpfers darin wahrnimmt.

Es ist unmöglich, das in Worte zu fassen, weil alle unsere Worte einer zerbrochenen Welt und nicht der Einheit entstammen.

Wir sollten versuchen, mit solchen Augen das Leben, die Freunde, den Lehrer, unsere ganze Arbeit zu betrachten und uns auf diese Weise dem Ganzen gegenüber zu verhalten. In unserem alltäglichen Leben, „außerhalb der Tempelmauern“, verhalten wir uns genauso wie alle anderen, ohne uns von ihnen abzugrenzen. Und innerhalb unserer Gruppe müssen wir den korrigierten Zustand sehen. Jeder soll auf diese Weise die Gruppe und sein ganzes Leben von oben betrachten. Dann wird er diesem korrigierten Bild entsprechen. Während des Studiums, mit dem Lehrer und mit der Gruppewird er sich entsprechend der höheren Stufe, die er sich vorstellt, verhalten können. Denn was ist der Schöpfer? Es ist die höhere Stufe. Und das ist alles, was wir brauchen.

Das Wichtigste ist, sich in jedem Augenblick an „Es gibt niemanden außer Ihm, der gut ist und Gutes tut“ festzuhalten. So stelle ich mir den Schöpfer vor, der sich in mir befindet, und ich stelle mir vor, was Er in einem solchen Fall von mir verlangen würde. Was würde von mir verlangt werden, wenn ich mich in einem solchen Zustand befinden würde? Wie würde ich mich allem gegenüber verhalten, wenn genau ich derjenige wäre, außer dem es niemanden gibt, der gut ist und Gutes vollbringt?

Ich muss erkennen, dass alle meine Handlungen vom Schöpfer ausgehen: sowohl meine Haltung gegenüber den Freunden als auch gegenüber der Welt – und das alles ist gut und geschieht zum Wohl. Letztendlich wird jeder so spüren, und diese Empfindung entsteht in uns bereits allmählich. Darüber steht auch geschrieben, dass „Groschen für Groschen zu einem großen Kapital anwächst“. Wir unternehmen Anstrengungen, die sich sammeln und letztendlich zu einem Sprung führen: es kommt die Stufe 0, dann die Stufe 1, 2, 3, 4 und dann der Sprung. Und wieder die Stufen 0, 1, 2, 3, 4 und wieder ein Sprung. Auf diese Weise erreichen wir endlich unsere erste spirituelle Stufe.

Auszug aus dem Unterricht zu den Fragen nach dem Kongress in Nowosibirsk, 11.12.2012