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Das Popcorn-Syndrom

Frage: Wenn der nächste Nachschlag des Egoismus uns wieder vom Ziel zurückwirft, holen wir uns Hilfe von der Gruppe. Wie kann dabei der neue Zustand nicht heruntergespielt, nicht vertuscht werden? Denn er soll Nutzen bringen.

Meine Antwort: Das hängt von der Gruppe ab: sie muss wie ein Sondereinsatzkommando sein, sie muss Anstrengungen schätzen.

Frage: Und was hängt dabei von mir ab?

Meine Antwort: Ich freue mich auf meine Verbindung mit der Gruppe und bedauere, dass ich noch nicht mit dem Höheren verschmolzen bin. Ich muss mir den erwünschten Zustand vorstellen, dann wird die Dissonanz mit der aktuellen Realität ein Bedauern in mir auslösen, welches später zu den Leiden der Liebe werden soll.

Nehmen wir an, ich habe irgendeinen spirituellen Zustand erreicht und dann „eins auf den Kopf bekommen“, wie man so schön sagt: ich habe plötzlich das Ziel vergessen und mich irgendwo in einem Kino wiedergefunden. Popcorn, Coca Cola, ein spannender Film – das sind keine Leiden, sondern Vergnügen, losgelöst vom Wichtigsten. Mehr noch: ich kann nicht nur einfach „tierische“ Freuden genießen, ich kann gerade dadurch genießen, dass ich von der Spiritualität losgerissen bin.

Doch dann macht sich das Fehlen des Sinns im Leben wieder bemerkbar und ich kehre langsam zurück. Ich tauche wieder in die Gruppe ein, höre auf die Freunde, neige den Kopf vor ihnen, weil es keine andere Wahl gibt – bis ich von ihnen mit der Erkenntnis der Wichtigkeit des Schöpfers und des Ziels durchdrungen werde. Ich werde mit unverhohlener Propaganda, die auf Falschheit basiert, einer Gehirnwäsche unterzogen, doch ich gehe absichtlich durch all das durch – und endlich wird das Ziel wichtig in meinen Augen.

Dann nehme ich alles, was ich erlebt habe, mit Liebe an: den Dämmerzustand, das Vergnügen im Kino und die völlige „Entwertung“ der Spiritualität in meinen Augen. Ob ich das wollte oder nicht, das kam vom Schöpfer, ich musste es durchmachen, um mich zu korrigieren.

Nun beginne ich, andere Leiden in mir zu sammeln – die Leiden der Liebe. Denn offenbar möchte ich die Verschmelzung und die Einheit erreichen, doch noch empfinde ich noch nicht einmal Bedauern darüber, was mir fehlt, ich habe kein wirkliches Verlangen danach und nicht einmal das Verlangen danach, es zu wollen. Ich habe lediglich einen kleinen Keim von etwas, und aus dieser Ferne beginne ich den Weg.

Es kommt die Frage auf: Weswegen genau soll ich leiden? Weil der Schöpfer mich wegzustoßen scheint? Oder weil ich das Ziel noch nicht erreicht habe? Und das Wichtigste dabei ist, dafür zu sorgen, dass meine Leiden immer süß sind. Denn wie dem auch sein mag, bekomme ich alles vom Schöpfer, und aus diesem Grund soll ich jeden meiner Zustände rechtfertigen und diesen an das Ziel anschließen, wo alle Zustände versüßt und korrigiert werden.

Darüber schreibt Baal HaSulam im Brief Nr. 5: „Ich bin erheitert und freue mich über die bereits aufgedeckten Mängel und jene, die aufgedeckt werden. Doch beklage ich mich und bedauere jene Mängel, die immer noch nicht aufgedeckt sind und noch aufgedeckt werden. Denn der verdeckte Mangel ist hoffnungslos, und eine große Erlösung des Himmels ist seine Enthüllung“.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 23.01.2013